Hamburg. Am Dienstag will Bertelsmann verkünden, wie es bei „Stern“, „Geo“ und „Gala“ weitergeht. Die Berichterstattung hat offenbar Wirkung gezeigt.
Nachdem Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) den Medienkonzern Bertelsmann im Abendblatt ermahnt hat, seiner gesellschaftlichen Verantwortung im Umgang mit dem Erbe von Gruner + Jahr gerecht zu werden, wird es in der kommenden Woche zu einem Spitzentreffen im Rathaus kommen.
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) wird am Dienstag mit Thomas Rabe, dem Chef von Bertelsmann und RTL Deutschland, dazu gehört das frühere Gruner + Jahr inzwischen, über die Zukunft des Medienhauses reden.
Zukunft von Stern und Co.: Bertelsmann-Chef will Mitarbeiter informieren
Rabe hatte Tschentscher bei einem früheren Treffen versprochen, dass Gruner + Jahr Hamburg erhalten bleibt. Ursprünglich wollte der Verlag sogar eine neue Zentrale in der Stadt suchen. Nachdem ein erstes Projekt in der HafenCity gescheitert war, hat man davon allerdings nichts mehr gehört.
Thomas Rabe wird mit weiteren Führungskräften aus Gütersloh beziehungsweise Köln am Dienstag nach Hamburg kommen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der ehemaligen Gruner+Jahr-Zentrale am Baumwall darüber zu unterrichten, was er mit Titeln wie „Stern“, „Geo“, „Brigitte“, „Gala“ und anderen vorhat. Die Informationsveranstaltung im Auditorium ist für 9 Uhr geplant, später soll es noch ein virtuelle Runde für RTL Deutschland geben.
Einige Magazine könnten nach Abendblatt-Informationen vor dem Aus stehen
Nach Informationen des Hamburger Abendblatts zeichnet sich ab, dass Rabe zunächst kaum Titel nennen wird, die man verkaufen möchte. Stattdessen wird er nach Abendblatt-Informationen bekanntgeben, dass einzelne Zeitschriften-Produkte eingestellt werden, wieder andere könnten in einer Art Special-Interest-Bereich weitergeführt werden. Das würde Bertelsmann dann die Möglichkeit eröffnen, sie zu einem späteren Zeitpunkt doch noch zu verkaufen.
Die Kritik an der Art und Weise, wie Thomas Rabe mit dem umgeht, was einmal Gruner + Jahr war, wird vor dem „D-day“ in der kommenden Woche immer schärfer. Peter Gaede, langjähriger „Geo“-Chefredakteur, ist „fassungslos angesichts dieser sich abzeichnenden desaströsen Managementleistung bei Bertelsmann“, sagte er der „Wirtschaftswoche“, und spricht von einer „unvorstellbaren Wertzerstörung“: „Ich habe Herrn Rabe als einen messerscharfen Chief Financial Officer kennengelernt. Präzise, kühl, kalt, humorlos. Eine Verlegerpersönlichkeit? Nein.“
Vorwurf gegen Rabe: Ihn sollen nur Zahlen interessieren
Ein anderer Manager, der lange mit Rabe zusammengearbeitet hat, aber seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sieht das ähnlich: „Ihn hat das alles nie interessiert, was wir bei Gruner + Jahr inhaltlich gemacht haben. Wenn wir auf die Produktion von Schrauben umgestellt hätten, wäre ihm das egal gewesen, solange die Zahlen gestimmt hätten.“