Hamburg. Bei der von Thomas Gottschalk moderierten Jubiläumsgala hatte Nena ein Heimspiel. Doch gegen den ARD-Krimi kam sie nicht an.

Alle waren sie da: BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken, Italo-Rockröhre Gianna Nannini, Eurythmics-Kopf Dave Stewart. Aber vor allem Philipp, Larissa, Sakias, Samuel, Simeon – und natürlich Nena als Hauptperson selbst. Die Patchwork-Familie aus Rahlstedt war einer der Hingucker und Hinhörer der großen "Nichts versäumt"-Gala zum 40-jährigen Bühnenjubiläum der deutschen Pop-Ikone im Hamburger "Mehr! Theater", die am Sonnabend im ZDF ausgestrahlt wurde.

Ein Quotenkracher wurde die Sendung am Ende trotzdem nicht: Mit 3,01 Millionen Zuschauern (10,5 Prozent) landete die große Nena-Gala mit deutlichem Abstand hinter dem ARD-Krimi "Sanft schläft der Tod" mit 6,09 Millionen Zuschauern (20,8 Prozent) und sogar noch hinter der vierten Ausgabe von „Das Supertalent“ auf RTL (14,5 Prozent) auf Platz drei.

Das "Privileg", Nenas Tochter zu sein

Ein Hauch von
Ein Hauch von "Wetten, dass..?": Thomas Gottschalk mit Nena auf dem Show-Sofa © Imago/Revierfoto

Dabei hatte man alles gegeben. Neben Nenas neu aufgelegten Hits (Niedecken etwa interpretierte "Fragezeichen" auf Kölsch, Nannini "Liebe ist" auf Italienisch) faszinierte die von Thomas Gottschalk bereits am 21. September moderierte Show auch mit Einblicken in das außergewöhnliche Privatleben der ewig jungen 57 Jahre alten Sängerin. Es sei "manchmal leicht und manchmal schwer", mit dem "Privileg" umzugehen, Nenas Tochter zu sein, sagte Larissa. "Wenn es darauf ankommt, kommen wir zusammen", sagte die Zwillingsschwester von Sakias über den Zusammenhalt der Hamburger Sippe.

Hip-Hopper Samuel fällt aus dem Rahmen

Gelöst: Nenas Tochter Larissa Freitag (r.) mit Band-Partnerin Marie Suberg nach der Show
Gelöst: Nenas Tochter Larissa Freitag (r.) mit Band-Partnerin Marie Suberg nach der Show © Imago/Future Image

Die vererbte Musikalität stellte Nenas Tochter mit ihrem Elektropop-Duo AdamEva unter Beweis ("Ecstasy"), bei dem dann auch Simeon am Schlagzeug mitwirkte. Der jüngste gemeinsame Sohn von Nena und ihrem langjährigen Lebensgefährten Philipp Palm macht sich sonst als Produzent verdient, unter anderem für Bruder Samuel. Der coole Rapper selbst fiel mit betont hibbeliger Hip-Hop-Attitüde letztlich ein wenig aus dem familiären Rahmen. Was die Mutter aber auch gar nicht schlimm fand. "Samuel hat da nicht so Bock drauf", gab Nena zu verstehen. "Es ist halt so, wie es ist, ist ja auch nicht schlimm", entgegnete Samuel, der außerdem zu Protokoll gab: "Die Musik von ihr hat mich nicht beeinflusst, aber die Musik, die sie mir gezeigt hat."

Gespräch über Nenas Hamburger Schule

Große Runde für eine Pop-Ikone: Nena (3.v.r.) auf der Talk-Couch im
Große Runde für eine Pop-Ikone: Nena (3.v.r.) auf der Talk-Couch im "Mehr! Theater" © Imago/App-Photo

Damit traf der Sprössling tatsächlich ins mütterliche Herz – allerdings in positivem Sinne. "Ich habe meine Grenzen gesetzt, und sie haben sie trotzdem gebrochen", sagte Nena über ihre Erziehungsmethoden: "Aber ich finde es genial, Kinder haben das Recht auf freie Entfaltung." Dieses Credo wendet die Musikerin auch auf ihre "Neue Schule Hamburg" an, die sie 2007 mit ihrem Partner gegründet hatte. "Es war ein bisschen anstrengend am Anfang", gestand Philipp Palm über das nicht unumstrittene Projekt, während Nena erklärte: "Wir haben nie das deutsche Schulsystem gedisst oder wollten es besser machen, wir sind einfach für die Vielfalt."

Nenas Mutter begeistert im Publikum

Nenas Mutter Ursula bei der Aftershow-Party im Levantehaus
Nenas Mutter Ursula bei der Aftershow-Party im Levantehaus © Imago/Future Images

Was sich letztendlich vor allem auch in der Musik der als Gabriele Susanne Kerner in Hagen geborenen Künstlerin niederschlägt. Und so gab es an diesem Abend höchst unterschiedliche, aber stets umjubelte Nena-Versionen wie "Genau jetzt" des Hamburgers Samy Deluxe, das von den Ost-Rocklegenden dargebotene "Wunder gescheh'n" oder "Das weiße Schiff", mit dem Sohn Sakias nicht nur seine Oma Ursula Griebner im Publikum von den Sitzen riss. Am Ende punktete aber vor allem Nena selbst, als sie den gemeinsam mit Dave Stewart komponierten Song "Be my Rebel" zum Besten gab – und den Motto-Hit des Abends "Nur geträumt" mit den Worten schloss: "Hamburg tobt, Hamburg tobt, Leute!"