Hamburg. Anlass war der 75. Jahrestag eines der schlimmsten Massakers, das die Nazis während des Zweiten Weltkrieges angerichtet haben.
„Orchester haben auch eine politische Verantwortung. Wir wollen uns einmischen“, sagt Daniel Kühnel, Intendant der Symphoniker Hamburg. Deshalb ist sein Orchester im September dieses Jahres nach Kiew aufgebrochen, auf eine Reise gegen das Vergessen. In der Hauptstadt der Ukraine hat das Orchester das Requiem „Babij Jar“ des ukrainischen Komponisten Jewgen Stankowitsch aufgeführt.
Anlass war der 75. Jahrestag eines der schlimmsten Massakers, das die Nazis während des Zweiten Weltkrieges angerichtet haben. Mehr als 33.000 ukrainische Juden wurden von SS-Truppen, Wehrmachtssoldaten und Sondereinheiten der Polizei am 29. und 30. September 1941 in einer Schlucht außerhalb von Kiew erschossen.
„Auf den Spuren eines Massakers“ heißt nun ein 45 Minuten langer Film, den die Autorin Anne Worst für den NDR gedreht hat und den der Sender am Sonnabend zeigt. Probenberichte und Interviews mit den Musikern aus Hamburg verbindet sie mit historischen Aufnahmen. Die Geschichtswissenschaftler Wolfgang Benz (Berlin) und Anatolij Podolskij (Kiew) ordnen die Aufnahmen historisch ein.
Deutsche erwiesen sich als brutale Besatzer
Als die deutschen Truppen auf ihrem Russland-Feldzug in Kiew einmarschierten, wurden sie begeistert begrüßt, weil sich die Ukrainer eine Befreiung vom russischen Bolschewismus erhofften. Doch die Deutschen erwiesen sich als brutale Besatzer. Worst lässt auch Überlebende des Massakers zu Wort kommen, die damals Kinder waren und oft ihre ganze Familie verloren.
Einige der Hamburger Musiker sind während des Gastspiels nach Babij Jar gefahren, wo mehr als 100.000 Tote begraben liegen. Symphoniker-Flötistin Susanne Barner fasst ihre Eindrücke und Gefühle angesichts dieses unfassbaren Verbrechens in einem Wort zusammen: „Schauderhaft.“
„Auf den Spuren eines Massakers. Von Hamburg nach Babij Jar“, Sa 17.12., 12.45, N3