Hamburg.

Jeffrey Tate und die Symphoniker Hamburg haben die Saison ohne Sektkorkenknallen und Partygeschnatter eröffnet. Sie haben das Festliche mit der Frage nach den letzten Dingen verbunden. „Eros und Thanatos“ war der Abend übertitelt, er handelte von Liebe und Tod in vielerlei Hinsicht – und dem Tanz, ausgerechnet, als verbindendem Element.

„Lieben“ hat als Verb ja diverse Bedeutungen. Mit diesen spielten die Ouvertüre und das Venusberg-Bacchanal aus Wagners „Tannhäuser“, von heiligen Empfindungen bis zum simplen Vollzug des Geschlechtsakts. Dieser Wagner war freilich Kopfkino bei Scheinwerferlicht, denn ohne den Schmelztiegel Operngraben war die Musik Trennkost. Was ein paar Intonationstrübungen im Bläsersatz hörbar machte und im Übrigen klang, als wollte sich Tate in dem musikalisch geschilderten Widerstreit eher auf die keusche Seite schlagen.

Wirklich zum Tanze schritten die Musiker mit Kirill Gerstein, dem Solisten von Strauss’ früher „Burleske“ für Klavier und Orchester, ein eher Brahms- als Strauss-gesättigtes Stück und eigentlich eines für Pauke, Klavier und Orchester. Das Zwiegespräch zelebrierten die ungleichen Partner mit Witz und leichter Hand.

Was für eine Fallhöhe zur zweiten Konzerthälfte! Der Brite Thomas Adès hat 2013 einen „Totentanz“ für Mezzosopran, Bariton und Orchester geschrieben. Adrian Eröd gab in diesem Reigen den Tod und Christianne Stotijn die Menschen, vom Papst hinunter bis zum Kind, zu dem wir alle wieder werden, entkleidet aller Eitelkeiten, Ämter, Ehren. Das Orchester gab jedem dieser Dialoge eine andere musikalische Signatur, jede unfehlbar von Adès.

Die Symphoniker hätten angesichts der bevorstehenden Veränderungen im Hamburger Musikleben den Auftrag, den überbrachten Glanz der Laeiszhalle weiterhin zu pflegen, hatte Tate vorweg gesagt. Den ersten Schritt haben sie schon gemacht. Selten so bestürzt nach Hause gegangen, so ergriffen von dem, was wirklich wichtig ist.