Frankfurt/Main. Noch vor dem EM-Start am 10. Juni sollen die nationalen TV-Rechte für die vier Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21 vergeben sein.

Bundesliga-Spiele am Sonntagmittag und eine spätere Anstoßzeit am Sonntagabend, ein zusätzlicher Spieltag am Montagabend und womöglich ein zweiter Decoder für Live-Übertragungen im Wohnzimmer: Was Fußballfans zu Protestaktionen in den Stadien treibt, konterte Christian Seifert am Dienstag kühl lächelnd mit einem Hinweis auf seine Marktforschung.

„Die Kundenzufriedenheit der Fernsehzuschauer“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), „liegt mit 76 Prozent konstant zu den 78 Prozent von vor über zehn Jahren.“ Und das, obwohl die Spieltage in der Zwischenzeit mit Anstoßzeiten von Freitagabend bis Sonntagnachmittag revolutioniert worden sind. Wem diese Zahl nicht reicht: Der Zuschauerschnitt in den Stadien stieg gleichzeitig von 38.000 auf 45.000. Noch Fragen?

Viel Zeit zum Protestieren bleibt eh nicht. Noch vor dem EM-Start am 10. Juni sollen die nationalen TV-Rechte für die vier Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21 vergeben und Erlöse von einer Milliarde Euro pro Jahr gesichert sein. Die Rechtepakete, die zum Verkauf stehen, sind sehr komplex zusammengestellt. Das neue deutsche Wort, das die Bundesliga lernen muss, heißt „Alleinerwerbsverbot“ und wurde vom Bundeskartellamt in den Wortschatz gedrückt.

Um es auf den Punkt zu bringen: Der Münchner Pay-TV-Sender Sky darf von Sommer 2017 an nicht mehr alle Spiele der Bundesliga und der Zweiten Liga exklusiv im Fernsehen und gleichzeitig im Internet zeigen. Seifert musste in den anderthalb Jahre dauernden Verhandlungen mit dem Bundeskartellamt ein Ausschreibungsverfahren entwickeln, das die Konkurrenz stärkt und jedes einzelne Rechtepaket attraktiv für Käufer macht. Sonst hätte ihm die Behörde ein Verfahren aufgezwungen, das erhebliche Einbußen für jeden einzelnen Club bedeutet hätte.

Der Erfolgsdruck ist enorm. Seit 2013 stiegen die Erlöse aus der deutschen TV-Vermarktung von 560 auf 673 Millionen Euro jährlich. Um die Milliardengrenze bei den TV-Einnahmen zu knacken, hat Seifert die Live-Rechte, wie er sagt, „durch zusätzliche Exklusivität aufgewertet“. Urlauber mit Erstwohnsitz Deutschland dürfen zum Beispiel die Bundesliga künftig auch am Urlaubsort sehen und TV-Sender ihren Live-Ticker im Internet mit 30-Sekunden-Video zu den Toren anreichern.

Ob die künftigen Anbieter ihre Kosten an den Kunden weiterleiten, ist völlig offen. Sky ist börsennotiert und muss Gewinne machen. Andere Firmen könnten die Bundesliga als Marketing-Maßnahme sehen und verbilligt anbieten.

In den Rechtepaketen inklusive sind erstens: fünf Sonntagsspiele extra, die um 13.30 Uhr angepfiffen werden sollen. Zweitens: spätere Sonntagsspiele, die um 18 Uhr beginnen. Und drittens fünf zusätzliche Montagsspiele, die jeweils ab 20.30 Uhr gezeigt werden.

Die Rechte an der Nachberichterstattung hat er so abgegrenzt, dass die ARD weiterhin ihre „Sportschau“, das ZDF sein „Sportstudio“ und Sport1 den „Doppelpass“ mit Bundesliga-Fußball bestücken kann. Anders die Live-Übertragung: Nicht auszuschließen ist, dass Sky sich die Rechte am Wochenende mit einem Rivalen teilen muss und der Fernsehzuschauer zwei Abos braucht, um wirklich alle Spiele zu sehen. Kauft Sky alle Rechte für Satelliten- und Kabel-Übertragungen, startet automatisch eine weitere Ausschreibung für Web und Mobile. Sky könnte sein Internet-Angebot „SkyGo“ nicht länger mit Bundesliga-Fußball anbieten.

Natürlich kennt Seifert die Diskussionen über das neue Ausschreibungsverfahren der Bundesliga-Rechte. Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist vor allem der Anstoßtermin sonntags um 13.30 Uhr eine harte Nuss. Der bisherige Grundlagenvertrag schützt die Amateurvereine davor, dass die Profis vor 15.30 Uhr spielen und ihnen die Zuschauer wegnehmen. Hier verhandelt die DFL noch. Seifert versichert: „Wir fühlen uns auch den sechs Millionen Amateurfußballern verpflichtet.“

Lauter protestieren die Ultra-Fans, die montags zu Auswärtsspielen reisen und erst in der Nacht heimkehren müssten. „Das betrifft doch nur fünf von 306 Bundesliga-Spielen“, beschwichtigt Seifert. „Der Montag wird kein Regelspieltag werden. Lassen Sie uns das Problem nicht größer machen, als es ist.“ Immerhin: Die DFL reduziert die Zahl der Spieltage unter der Woche auf zwei pro Saison und fixiert das Top-Spiel am Sonnabend auf 17.30 Uhr.