Hannover. Die DFL hat die letzten Bedenken der Wettbewerbshüter zerstreut. Der Poker um die Bundesliga-Rechte wird ein hartes Ringen.
Der Milliarden-Poker um die Bundesliga-Rechte kann in die heiße Phase treten. Das Bundeskartellamt hat seine letzten Einwände zurückgenommen und der Deutschen Fußball Liga (DFL) grünes Licht für das geplante Vermarktungsmodell gegeben. Der Dachverband, der die Ausschreibung der TV-Rechte schon im März angekündigt hatte, erwartet mit Beginn der Saison 2017/2018 Einnahmen von mindestens einer Milliarde Euro pro Saison allein aus der nationalen Vermarkung.
Die DFL und der Ligaverband räumten die kartellrechtliche Bedenken mit einem sogenannten Alleinerwerbsverbot aus dem Weg. Danach darf zukünftig ein TV-Sender nicht mehr alle Live-Spiele der Bundesliga kaufen. Bisher werden sämtliche Partien der Bundesliga und 2. Liga live vom Pay-TV-Sender Sky gezeigt. „Wir haben Wert gelegt auf Regelungen, die sicher stellen, dass im Ergebnis mehr als ein einziger Bieter die Live-Rechte erwirbt“, teilte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, am Montag mit.
Sky, bisher eine Art Bundesliga-Monopolist, zahlt derzeit rund 80 Prozent der nationalen Einnahmen. Die Wettbewerbshüter widersprachen Befürchtungen der Fußballfans, zukünftig für eine Rund-um-Versorgung mehr Decoder und Abos kaufen zu müssen. „Wie die Erfahrungen aus anderen Ländern – zum Beispiel England – zeigen, führt ein solches Modell meist nicht dazu, dass der Verbraucher am Ende mehr als ein Abonnement benötigt, um alle Spiele sehen zu können“, sagte Mundt.
ARD geht von erheblichem Wettbewerb aus
Rechteinhaber könnten sich nach seinen Angaben gegenseitig auch Unterlizenzen einräumen. Das Kartellamt sieht es als ausreichend an, wenn künftig zwischen 30 und 102 attraktive Bundesligaspiele von insgesamt 306 Partien zusammen mit umfassenden Möglichkeiten zur Highlight-Berichterstattung von einem alternativen Bieter erworben werden.
Die DFL will am Dienstag in Frankfurt die Ausschreibung der verschiedenen Rechtepakete erläutern. Die ARD, bisher mit der Sportschau Erstsender im Free TV, rechnet auch für das frei empfangbare Fernsehen mit einem Wettbieten. „Bundesliga-Rechte sind eine ausgesprochen interessante Ware. Deshalb gehen wir davon aus, dass es einen erheblichen Wettbewerb geben wird“, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres in Berlin.
Für seinen Sender habe die Sportschau einen hohen Stellenwert. „Für uns ist sie ein wichtiger Zuschauermagnet. Sie bindet ein junges Publikum an das Erste, das dann auch mit anderen Programmen in Kontakt kommt“, erklärte Herres.
Unabhängig vom genauen Wortlaut der Ausschreibung werden die Clubs für die Zeit von 2017/18 bis 2020/21 mehr Geld kassieren als bisher. Vor allem Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat das mehrfach und lautstark gefordert. Angefeuert wird die Diskussion durch die TV-Verträge in England, wo die Premier League allein 2,3 Milliarden Euro pro Jahr durch nationale Medien-Rechte erhält.
„Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir beim Umsatz die Nummer zwei in Europa bleiben“, lautet die Maßgabe von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Dafür sollen die Medieneinnahmen aus dem nationalen und dem internationalen Markt auf zusammen 1 bis 1,5 Milliarden Euro gesteigert werden. In der laufenden Saison kassiert die Liga national 663 und international 154 Millionen Euro. In der kommenden Spielzeit, in der der bestehende TV-Vertrag ausläuft, sind es 673 und 162 Millionen Euro.