München. Designer Michael Michalsky über seinen Job als neuer Juror in Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“. Heute startet die elfte Staffel.
Heidi Klums Modelshow „Germany’s Next Topmodel“ geht in eine neue Runde: Die elfte Staffel der Castingshow läuft von heute an immer donnerstags auf ProSieben. Zehn Jahre nach dem Start von „GNTM“ präsentiert sich die Sendung, deren Zuschauerzahlen seit geraumer Zeit im Sinkflug sind, mit einem geänderten Konzept und einem neuen Jurymitglied: Der Modeschöpfer Michael Michalsky ist neuer Experte an der Seite von Moderatorin Heidi Klum und dem langjährigen Juror Thomas Hayo. Michalsky, 48, kam in Göttingen zur Welt, wuchs in Schleswig-Holstein auf und ging nach dem Abitur zum Fashionstudium nach London. Der Modeschöpfer arbeitete zunächst für eine Jeansfirma und einen großen Sportartikelhersteller, 2006 gründete er sein eigenes Mode- und Lifestylelabel in Berlin.
Hamburger Abendblatt: Herr Michalsky, Sie sind neuer Juror in der Castingshow „Germany’s Next Topmodel“. Wie lange brauchen Sie morgens vor dem Spiegel?
Michael Michalsky: Da geht bei mir ruck, zuck. Ich brauche höchstens zehn Minuten. Je nachdem, wie ich mich gerade fühle, fällt mein Look aus, und ich weiß genau, was ich tragen will. Meistens sporty-casual und immer kombiniert mit meinen Sneakers. Außer natürlich ich gehe zu einer Veranstaltung mit Dresscode „black tie“, dann wähle ich den eleganten Tuxedo und Lackschuhe ohne Strümpfe.
„Germany’s Next Topmodel“ läuft seit zehn Jahren. Haben Sie „GNTM“ schon immer regelmäßig geschaut?
Michalsky: Da ich beruflich sehr viel unterwegs bin, schaue ich grundsätzlich wenig fern. Dennoch habe ich natürlich die ersten Staffeln verfolgt. Außerdem haben mich meine Mitarbeiter immer auf dem neuesten Stand gehalten. Die Show war jeden Freitag großes Gesprächsthema beim gemeinsamen Mittagessen in unserem Office in Berlin (lacht). Ich freue mich aber sehr, dass sich das Konzept nun völlig geändert hat. Das war auch der Grund, weshalb ich zugesagt habe, dieses Mal als Juror dabei zu sein. Es wird spannend.
Zum Konzept gehört dem Vernehmen nach, dass Sie mit Heidi Klum und Thomas Hayo wie in der Castingshow „The Voice“ um die Kandidatinnen wetteifern …
Michalsky: Es wird einen Wettstreit zwischen Thomas und mir geben. Das heißt, Team Thomas Hayo steht im direkten Wettbewerb zu meinem Team Michael Michalsky. Und Heidi hat die Rolle der neutralen Entscheiderin.
Wie ist die Zusammenarbeit mit Heidi Klum? Hat sie bei den Dreharbeiten die Hosen an?
Michalsky: Heidi ist sehr professionell und eine „hard working woman“. Es macht Spaß, mit ihr zu arbeiten. Auch nach langen Drehtagen hat sie noch einen lustigen Spruch auf den Lippen. Wir verstehen uns super, und es fühlt sich so an, als würden wir uns schon sehr lange kennen.
Was wollen Sie anders machen als Ihr Jury-Vorgänger Wolfgang Joop?
Michalsky: Da ich ein großer Fan von Individualität bin, ziehe ich ungern Vergleiche. Jeder Mensch ist einzigartig, und das ist auch gut so. Genau wie Wolfgang bin ich die Zusammenarbeit mit jungen Frauen schon von vielen Fashion-Shows und Shootings gewöhnt, die ich im Laufe meiner Karriere gemacht habe. Für viele der Nachwuchsmodels ist das aber alles neu und natürlich sehr aufregend. Die Situation kenne ich somit und werde den Kandidatinnen mit Kompetenz, Professionalität und Menschlichkeit zur Seite stehen.
Haben die Mädchen aus „Germany’s Next Topmodel“ das Zeug, in der internationalen Fashionwelt mitzuhalten?
Michalsky: Definitiv. Die Kandidatinnen können sehr viel Erfahrung für ihr Modelleben nach der Show sammeln. Durch die Vielfalt an Shootings und Castings, die die jungen Frauen miterleben dürfen, wird ihnen gezeigt, wie vielfältig der Beruf Model eigentlich ist und welche Möglichkeiten ihnen offenstehen. Da auch Niederlagen dazugehören oder sich unsere Nachwuchsmodels beim Casting mit anderen Models messen müssen, ähnelt das Format dem realen Berufsalltag. Doch egal ob Kandidatin bei „GNTM“ oder Nachwuchsmodel außerhalb eines TV-Formats, nur mit viel Biss und harter Arbeit kann man im Modelbusiness erfolgreich sein.
Worauf legen Sie als Modeschöpfer bei einem Model besonderen Wert?
Michalsky: Ich habe kein festgelegtes Muster oder einen bestimmten Typ, den ich bevorzuge. Für meine Shows buche ich deshalb nie eine einheitliche Gruppe von Models. Neben den Grundvoraussetzungen wie entsprechende Maße, Lauftechnik und gepflegte Haut und Haare sind mir vor allem die Ausstrahlung und innere Schönheit des Models wichtig. Das gewisse Etwas steht an erster Stelle, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Norm.
Aber verbreiten Shows wie „Topmodel“ nicht ein bestimmtes Schönheitsideal und setzen Mädchen unter Druck?
Michalsky: Das finde ich absolut nicht. Ein Model muss auch beispielsweise überhaupt nicht dünn sein. Heutzutage ist es extrem wichtig, als Model healthy und fit zu sein. Und das hat absolut nichts mit mager oder knochig zu tun. Ich dachte, das hätte sich inzwischen herumgesprochen. Ein Model soll Persönlichkeit haben. Für Catwalkmodels ist die Größe wichtig. Das gilt jedoch nicht in der Werbung.
Medien-Initiative: Castingshows gemeinsam schauen
Demnach müssen Models für die Bereiche Werbung und Mode verschiedene Voraussetzungen mitbringen?
Michalsky: Die Anforderungen sind sehr unterschiedlich. Im Sportbereich muss ein Model körperlich fit, definiert und bewegungsaffin sein, um die Aussage des Produkts perfekt transportieren zu können. Bei Produktwerbung ist es wichtig, dass sich die Zielgruppe mit dem Werbegesicht identifizieren kann. Dafür muss ein Model in unterschiedlichste Rollen schlüpfen können, Stichwort Wandelbarkeit. Im Luxusmarkenbereich kommt es darauf an, die zur Marke passende Attitude und Persönlichkeit mitzubringen. Natürlich müssen auch Maße und Körpergröße stimmen, das ist klar, aber was letztendlich entscheidet, ist das Gesamtpaket. Ausstrahlung ist das Wichtigste.
„Germany’s Next Topmodel“ Start: Do 4.2., 20.15, ProSieben
Das Topmodel-Finale mit Heidi Klum