München . “Germany’s next Topmodel“ geht in die elfte Runde. Diesmal haben die Macher sich einige Neuerungen einfallen lassen.
Das Finale 2015 war an Spannung kaum zu überbieten: Drama, Gefahr - und am nächsten Tag dominierte „Germany’s Next Topmodel“ die bundesweiten Titelseiten. Okay, dabei ging es weniger um die Show als um die Bombendrohung, die zu einem Abbruch des Finales und einer Evakuierung der SAP Arena in Mannheim führte. Aber Heidi Klums Topmodel-Sendung hatte endlich wieder Schlagzeilen gemacht.
Das fällt der Show inzwischen immer schwerer. Im Schnitt schaffte es die jüngste Staffel nach Senderangaben auf einen Marktanteil von 14,8 Prozent beim bevorzugten Publikum zwischen 14 und 49 Jahren - so wenig wie noch nie. Zum Vergleich: Die erfolgreichste Staffel (2009) sahen laut dem Statistikportal statista.com durchschnittlich 3,8 Millionen Zuschauer (24,2 Prozent).
Als im nachgeholten Finale 2015 Vanessa zum Topmodel gekürt wurde, sahen das 2,3 Millionen Menschen (7,5 Prozent Marktanteil). Noch nie hatte ein regulärer „Topmodel“-Abschluss so wenige Zuschauer. Nur die abgebrochene Show von Mannheim hatte - zumindest vor der Bombendrohung - noch weniger Leute interessiert.
Es ist nicht zu leugnen: Das immergleiche Konzept hat sich nach mehr als zehn Jahren langsam abgenutzt. Neid und Krieg der Rivalinnen? Kennen wir schon - und den Oberzicken Fiona (Staffel zwei) und Tessa (Staffel vier) konnte in den jüngsten Ausgaben ohnehin kaum jemand das Wasser reichen. Tränenreiche Anrufe in die Heimat? Kennen wir auch. Tränen, weil die Haare geschnitten werden sollen? Sowieso!
Angst vorm Nackt-, Tier- und/oder Höhen-Shooting? Alter Hut. Angst vor halbnackten Männermodels, weil zu Hause der Freund wartet? Schon x-mal dagewesen. Heidi „ganz privat“ beim Kochen mit den Mädels? Auch nicht aufregend. Und seit Bruce Darnell („Die Handetasche muss lebendig sein“) nicht mehr dabei ist, ist die Show ohnehin nicht mehr das, was sie mal war. Er schied schon nach Staffel zwei aus.
Teams treten gegeneinander an
Weil womöglich auch die Macher der Sendung erkannt haben, dass „GNTM“ die allerbesten Zeiten hinter sich hat, soll in diesem Jahr von diesem Donnerstag (20.15 Uhr) an alles anders sein. „Es gibt viel Neues in dieser Staffel“, sagt Heidi Klum im Ankündigungs-Trailer. Einen „Battle“ kündigt sie an. „Duff, duff, duff.“
Dabei haben sich die Macher wohl vom ProSieben-Erfolg „The Voice of Germany“ inspirieren lassen. Denn dieses Mal entscheiden Alt-Juror und Denglisch-Papst Thomas Hayo („Sie wird für die nächste Elimination gesaved sein“) und Neu-Juror Michael Michalsky per Knopfdruck, welches Nachwuchs-Model sie in ihrem Team haben wollen. Die beiden Teams treten dann gegeneinander an - ähnlich wie einst bei der gefloppten Vox-Sendung „Das perfekte Model“ mit Eva Padberg und Karolína Kurková. Designer Wolfgang Joop, der vor drei Jahren mit einem „pädagogischen Anspruch“ angetreten war und zwei Staffeln durchhielt, sitzt nicht mehr in der Jury.
Viele Reisen, wenig Komfort
Mehr gereist werden soll in diesem Jahr („Berlin, Fuerteventura, Mailand, Madrid, LA, New York, Sydney - und dann wieder LA“, teilt ProSieben mit) - dafür aber weniger bequem geschlafen. Die Kandidatinnen dürfen sich nämlich diesmal nicht direkt kreischend auf die Betten diverser Model-Villen werfen. Es heißt: „Mehrbettzimmer statt Suiten, Stockbetten statt Queen-Size Betten, Instant Kaffee statt Café au lait“.
„Ich habe am Anfang meiner Model-Karriere in Model-WGs gewohnt, etwas anderes kann man sich gar nicht leisten“, wird Klum zitiert. „Welches Newcomer-Model wohnt in einer Villa, bevor es überhaupt jemals einen Job ergattert hat?“
Weil Heidi heute nicht mehr in WGs wohnt, ist das Ziel der „Mädchen“, wie die Kandidatinnen Staffel ein, Staffel aus genannt werden, klar: „Heidi Klum ist Mutter, Model und Business-Frau. Sie ist alles, was ich auch erreichen will“, sagt die 19-jährige Luana aus Frankfurt und Bukarest laut ProSieben. Frau Klum als großes Vorbild.
Sollten übrigens die ein oder anderen Eltern Bedenken haben, wenn die Tochter sich Woche für Woche reinzieht, wie jungen Frauen eingetrichtert wird, dass sie sich anständig zu benehmen und gut auszusehen haben - Medienexperten halten diese Bedenken für unbegründet. Auch wenn Studien einen Zusammenhang herstellen zwischen der Sendung und Erkrankungen wie Magersucht - aus Jugendschutz-Gesichtspunkten sei die Show nicht problematisch, entschied die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) im vergangenen Jahr. Die Begründung: Wenn in der Sendung ein Satz wie „Du bist zu dick“ gefallen sei, dann sei das nicht persönlich gemeint gewesen - sondern immer auf die Anforderungen als Laufsteg-Model bezogen.
Wer sich trotzdem ein Alternativprogramm suchen will: Die Schauspielerin Lara-Maria Wichels („Rote Rosen“) geht pünktlich zum Start der Sendung als YouTuberin „Lu Likes“ an den Start und spricht laut der feministischen Organisation „Pinkstinks“ über „Schönheitswahn, „Germanys Next Topmodel“ und Sexismus in der Werbung“.