Berlin. Den Film mit Schauspieler Til Schweiger sahen weit weniger Zuschauer als erwartet. Was den Mimen mächtig ärgert.
Til Schweiger, deutscher Filmproduzent, Regisseur und Schauspieler, lässt wirklich keinen Kampf aus. Schlechte Kritiken hin oder her. „Kompromisslos, atemlos, viril, fantastisch für das schmale Geld ...“ und „ein Stück deutsche Fernsehgeschichte“, schrieb er in den frühen Stunden des Montags auf seinem Facebook-Account. So sei die Arbeit des Regisseurs Christian Alvert zu beurteilen. Und zwar nur so.
Alvert hat die Doppelfolge der Hamburger Tatort-Reihe „Der große Schmerz“ und „Fegefeuer“ gedreht. Und Schweiger hat darin die Hauptrolle, den Ermittler Nick Tschiller, gespielt. Und er, Til Schweiger, verstehe viel von der Kunst, anders als die Kritiker: „Weil ... ich als Filmemacher/Schauspieler/Produzent/Writer/Cutter/Composer ... viel mehr Ahnung ... ich habe viiiieel mehr Ahnung von der Craft (Materie) ... KUNST ... als die meisten von diesen Trotteln, die darüber schreiben!!!!“ Denn, wenn sie ehrlich wären, die Kritiker, dann würden sie zugeben müssen, dass Alvert etwas Außergewöhnliches geschaffen habe. Und noch einmal der Schweiger-O-Ton: „Das kriegen sie aber nicht hin, weil sie schwach und klein sind.“
Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, wie die Reaktionen waren. So schrieb ein Facebook-User: „Vielleicht jetzt einfach mal den Rechner ausschalten, ausnüchtern und morgen mal darüber nachdenken, was man hier für eine selbstgefällige Scheiße abgelassen hat!“ Und ein anderer: „Deine eigene Werbung in deinem Post stinkt zum Himmel.“
Was war der Grund für den Schweiger-Frust? Vielleicht die Quoten: So erreichte der erste Teil am Neujahrs-Freitag unter schauspielerischer Beteiligung von Schlagerstar Helene Fischer, immerhin 8,24 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 22,1 Prozent. Den zweiten Teil „Fegefeuer“, der am Stammplatz Sonntagabend lief, wollten nur 7,69 Millionen Zuschauer sehen. Für Til Schweiger geht es also quotenmäßig mit dem „Tatort“ bergab. Sein Debüt in 2013 schalteten 12,57 Millionen Zuschauer ein, seinen zweiten Tatort noch etwa zehn Millionen. Alles unter zweistellig ist kein Erfolg. Das schnellere Action-Kino-Konzept des Senders NDR ist also rein quotenmäßig nicht aufgegangen. Dabei hatte man im zweiten Teil auch noch die „Tagesschau“-Moderatorin Judith Rakers sich selbst spielen lassen.
Doch ihr Auftritt verlief anders als geplant. Ursprünglich sollte ohne den Krimi-Vorspann unmittelbar nach der „Tagesschau“ um 20.15 Uhr eine Geiselnahme im Nachrichtenstudio gezeigt werden, das berichtete die „Bild“-Zeitung. Doch die Szene mit Judith Rakers wurde in den Krimi integriert. Nach den Anschlägen von Paris habe man die Zuschauer nicht verunsichern wollen. Beim NDR hieß es gestern, der Facebook-Post sei die Privatmeinung des Schauspielers. Und zur Quote: „Wir hätten uns aber natürlich mit Blick auf das Gesamtpublikum insgesamt über mehr Zuschauer gefreut.“
Und als ob der Facebook-Post an die Kritiker nicht genug gewesen wäre, teilte Schweiger auch noch gegen „Tatort“-Produktionen wie Köln oder München aus: „Andere verschwenden das Budget für zwei moppelige Kommissare, die ’ne Currywurst verspeisen, oder ein Bier vor einem bayerischen Imbiss zocken ... du bringst Non Stop Action in diese 90 Minuten, in denen sonst meistens dummes Zeug gelabert wird.“
Der Bayerische Rundfunk, Sendeanstalt für den Münchner Krimi, antwortete: „Im Gegenzug empfehlen wir unseren ,Tatort‘ zum 25. Jubiläum von Batic und Leitmayr, der in diesem Frühjahr im Ersten ausgestrahlt wird.“
Wie gut, dass Til Schweiger mit einem fünften Teil, der sich direkt auf die Doppelfolge und die ersten zwei Schweiger-Tatorte bezieht, noch einmal auf der Leinwand überzeugen kann. Im Februar kommt „Off Duty“ ins Kino: Teil fünf im Kampf zwischen Tschiller und dem Kurdenclan – und eine weitere Episode im Kampf Schweiger versus Kritiker. Im TV wird der Film nicht vor 2017 zu sehen sein.