Bürgermeister Olaf Scholz lud deshalb zum Senatsempfang. Veranstaltung wurde zu Plädoyer für einen zukunftsfähigen Journalismus.
Gruner + Jahr („Brigitte“, „Stern“, „Geo“) wird 50 Jahre alt – ein runder Geburtstag, den der Hamburger Senat mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) an der Spitze nicht ignorieren wollte. Die Stadt lud aus diesem Grund gestern Abend zum Senatsempfang im Großen Festsaal des Rathauses.
Die Veranstaltung wurde zu einem Plädoyer für einen starken und zukunftsfähigen Journalismus, im Verlaufe dessen sich Gruner + Jahr auch ein bisschen selbst feiern durfte. Es sei der „freie und manchmal auch rebellische Charakter“, der den Verlag unverwechselbar mache, sagte Julia Jäkel, die aktuelle Chefin am Baumwall, in ihrer Rede. Jäkel hielt diese Rede vor etwa 500 geladenen Gästen, unter ihnen Familiensprecherin Liz Mohn und der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe vom Medienmulti Bertelsmann, zu dem Gruner + Jahr gehört, sowie Vertreter der Gründerfamilie Jahr und die ehemaligen G+J-Vorstandsvorsitzenden Gerd Schulte-Hillen, Bernd Kundrun und Bernd Buchholz.
Jäkel verwies auf die Gründungsväter Gerd Bucerius, John Jahr und Richard Gruner und gönnte sich auch eine kleine Leistungsschau, in der sie unter anderem auf die 500 Millionen Zeitschriften aus ihrem Hause verwies, die im vergangenen Jahr verkauft wurden. Sie unterstrich, wie wichtig die Veränderungsbereitschaft ihrer Redaktionen sei, „noch vor zwei oder drei Jahren sah unser Verlag ganz anders aus“. Es gehe in Zukunft darum, nicht alle Brücken zur Vergangenheit abzubrechen „und dabei weiter unsere Magazine auszubauen und dazu neue zu erfinden – ich kenne keinen Verlag, der so viel publizistisch entwickelt wie wir“. Sie versprach, dass das Herz von Gruner + Jahr „weiter im Journalismus schlagen“ werde.
Auch Olaf Scholz wendete sich an das Publikum. Und es waren freundliche Worte des Gastgebers, die die Gäste im Rathaussaal hören durften. Nicht nur für Gruner + Jahr übrigens, sondern für die gesamte Branche. Scholz sprach von der „Wertschätzung des Hamburger Senats für eine freie und unabhängige Presse“: Jubiläen wie der 50. Geburtstag von Gruner + Jahr seien schließlich „nicht nur schöne Feierlichkeiten, sondern zugleich auch Anlass, sich ganz grundsätzlich der Bedeutung des Jubilars zu versichern“.
Gruner + Jahr, eines der wichtigsten Zeitschriftenhäuser des Landes, ist in der Tat auch in seiner Bedeutung für Hamburg nicht zu unterschätzen. Dort ist der Verlag in historischer Hinsicht außer dem Axel-Springer-Verlag und dem Spiegel-Verlag für den Status Hamburgs als Medienstadt verantwortlich. Ein Umstand, den Scholz ausdrücklich erwähnte. Er sprach aber auch von den Herausforderungen durch die digitale Revolution, denen sich auch Gruner + Jahr stellen müsse. Wie sich das an Ehrentagen gehört, malte der Bürgermeister jedoch nicht zu schwarz. Er sei fest davon überzeugt, „dass der Journalismus und die Medien ihre besten Jahre noch vor sich haben“.
Das ist laut Scholz auch im Sinne der Gesellschaft: „Wir können auf Medien und Journalismus nicht verzichten, sie sind eine Grundlage einer informierten, einer aufgeklärten, letztlich einer demokratischen Gesell-schaft.“
Anstelle von Geschenken für die Gäste will Verlag Gruner + Jahr übrigens 2000 Decken für Flüchtlinge spenden. Sie sollen in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Jenfeld, Harburg, Stellingen und Wohldorf/Ohlstedt verteilt werden. „Hilfsbereitschaft für Menschen in Not und Teilhabe am gesellschaftlichen Geschehen sind Werte, die Gruner + Jahr schon immer wichtig waren. Wir möchten mit der Spende wenigstens einen kleinen Beitrag leisten für die Menschen, die in Deutschland neue Hoffnung suchen“, sagte Verlagschefin Jäkel.