Hamburg. Heute endet die Sommerpause von Jan Böhmermann und seiner Show auf ZDF neo. Erster Gast ist sein Kumpel Olli Schulz.
Niemand braucht ernsthaft diese Sendung von Jan Böhmermann. Markus Lanz braucht das „Neo Magazin Royale“ schon deswegen nicht, weil sie freiwillig witziger ist als Lanz’ chronischer Talkshow-Stuhlkreis. Günther Jauch braucht diese Show auf seinen letzten Metern vor seinem Wechsel ins Weingutbesitzer-Geschäft nicht, weil Böhmermann ihn mit einem vielleicht gefälschten Varoufakis-Stinkefinger-Video so virtuos vorgeführt hat. Die Boulevardzeitungen brauchen das nicht, von Jan Böhmermann – ironisch gebrochen – von ganz weit unten überholt zu werden.
Campino, der extragute Mensch von den Toten Hosen, braucht das Durchdenkakaogezogenwerden in einem langen „Eier aus Stahl“-Monolog ebenso wenig wie die vielen Prominenten, die sich für die Dauer einer Benefiz-Single an das Elend in Afrika erinnerten. Der Geiger David Garrett braucht sie nicht, seit sein filmgewordener Auffahrunfall über Paganini in einer Parodie mit Böhmermann als „Satanstrianglist“ in Grund und Boden veralbert wurde.
Viele andere, die eine überschaubare Minderheit der Normalbetriebs-Fernsehkonsumenten darstellen, können sich freuen. Diebisch freuen. Die Sommerpause von „Neo Magazin Royale“ ist vorbei. Es gibt von heute an einen guten Grund mehr, sich an die Existenz des Spartensparten-Kanals zu erinnern, der ansonsten zwischen durchgeknallten Wahrsagerinnen und Faltencremeverkäufern am Rande der Fernbedienung vor sich hin sendet.
Erster Gast ist ein guter alter Plauder-Bekannter: der Musiker Olli Schulz
Böhmermanns Zuschauerzahlen werden sich wahrscheinlich weiterhin im mehr oder weniger homöopathischen Bereich bewegen, wenn er Hans Meiser als buchstäblich Kleinen Mann in seiner Studio-Deko lospöbeln lässt oder eine Hitler-Parodie liefert, bei deren Anblick Neonazis das Resthirn unter der Glatz trudelt. Die meisten sehen ihn ohnehin nicht pünktlich, sondern je nach Gelegenheit online und in Mediatheken.
Aber: egal. Böhmermann darf das alles. Er darf Geld kosten, um, wie das so schön eigenlobschwurbelnd heißt, auf die Marke des Senders einzuzahlen, dessen Durchschnittszuschauer Jahrzehnte älter ist als diese Zumutung. Dass Böhmermann sich die Live-Musik von dem wortgewandten Hamburger Rapper Dendemann maßschneidern lässt, ist ein sehr feiner Zug.
Als Vorwarnung vor Böhmermanns Rückkehr meldete sich der Satiriker kürzlich mit einem Interview zurück, das sich in der Tradition von Harald Schmidts Einer-gegen-alles-Vorlesungen versuchte. Dort äußerte er auch den Wunsch, seiner Zielgruppe öfter als einmal pro Woche auf den Sender zu gehen. „Ich fühle da fast schon so etwas wie eine heilige Pflicht.“
Vor allem aber entzückte er seine Fangemeinde mit einer Persiflage jenes Dilettanten-Videos, das einige unterschlaue NPD-Anhänger aus Trier als Demo-Aufruf ins Netz gestellt haben. Erster Gast der zweiten Staffel ist, sicher ist sicher, ein guter alter Plauder-Bekannter: der Musiker Olli Schulz, Böhmermanns andere Hälfte beim RBB-Radio-Klamauk „Sanft & Sorgfältig“.
„Neo Magazin Royale“, donnerstags, 22.15 Uhr
auf ZDF neo, vorab jeweils um 20.15 Uhr in der ZDF-Mediathek sowie freitags, 0.00 Uhr, im ZDF.