Berlin . Ganz Deutschland redet über das Varoufakis-Video - und Jan Böhmermann behauptet, es gefälscht zu haben. Jauch-Produktionsfirma fordert Beweise, ZDF erwägt Warnhinweise.

Gianis Varoufakis hat sich völlig zurecht aufgeregt, geschimpft und den deutschen Medien Fälschung in Bezug auf sein Stinkefinger-Video vorgeworfen. Zumindest, wenn man dem ZDF-Moderator Jan Böhmermann Glauben schenken darf. Der beansprucht nämlich sämtliche Urheberrechte an besagtem umstrittenen Video für sich - in gewohnt gekonnt inszenierter Manier: „Lieber Günther Jauch, liebe ARD, liebe „Bild“-Redaktion, einmal bitte tief durchatmen, vielleicht nehmen Sie sich mal einen Stuhl und setzen sich hin. Sie müssen jetzt ganz, ganz stark sein“, eröffnet Böhmermann in einem von ihm am Mittwochabend verbreiteten Youtube-Video.

Darin erklärt der Moderator des satirischen Magazins „Neo Magazin Royale“, seine Redaktion habe die umstrittene Varoufakis-Sequenz manipuliert, weil Material für einen Spott-Song über den griechischen Finanzminister gefehlt habe. Nach dem Böhmermann-Video vom Mittwochabend begann in den sozialen Netzwerken umgehend eine Diskussion über die Echtheit der Fälschungs-Behauptung Böhmermanns.

„Wer faked denn so was? Das einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass das eventuell eine kleine gebührenfinanzierte Losershow war“, sagt Böhmermann in dem Video und ergänzt: „Und so haben wir’s gemacht.“ Dann folgt eine Beschreibung, wie die Redaktion angeblich bei der Fälschung vorging.

Jauch-Produktionsfirma fordert Beweise

Die für die Sendung "Günther Jauch" zuständige Produktionsfirma i & u TV fordert Böhmermann und das ZDF nun auf, Beweise für diese Behauptung zu liefern und geht davon aus, dass diese in kürzester Zeit vorgelegt werden. Sie kann in Böhmermanns Beitrag keinerlei Belege für die Fälschungs-Behauptung entdecken und hält an der Einschätzung verschiedener Experten fest, die das Video als authentisch einstufen.

Nach Einschätzung mehrere Analysten, die das Video in den vergangenen Tagen geprüft hatten, enthält der am Sonntagabend in der Sendung "Günther Jauch" gezeigte Videoausschnitt keine Hinweise auf eine Manipulation oder Fälschung. Zu diesem Ergebnis kamen unter anderem Thomas Gloe, Geschäftsführer von "Dence, Fälschungserkennung bei digitalen Bildern, Videos und Audio", die Netzanalysten von "storyful" sowie der Video-Analyst "Conflict Reporter".

ZDF plant Warnhinweise für Satire

„Vorsicht Satire!“ Das ZDF hat auf die Verwirrung um eine angebliche Fälschung des Varoufakis-Stinkefinger-Videos reagiert, die Moderator Jan Böhmermann für sich in Anspruch genommen hatte. „Wir erwägen künftig bei allen @neomagazin-Ausstrahlungen im TV und im ZDF den Warnhinweis „Vorsicht Satire!“ zu platzieren“, schrieb der Sender am Donnerstag beim Kurznachrichtendienst Twitter. Konkreter wurde das ZDF nicht. Der Sender äußerte sich zunächst auf Anfrage nicht weiter.

Allerdings platzierte Böhmermanns Satire-Team von der ZDF-Sendung „Neo Magazin Royale“ (heute, 22.45 Uhr, ZDFneo) am Donnerstag die Twitter-Nachricht: „+++ EIL +++ Das @NeoMagazin Royale ist eine Satiresendung! +++ #varoufake +++ Wer hätte das gedacht?“

ARD-Talker Günther Jauch hatte am Sonntagabend ein Video von einem Varoufakis-Auftritt aus dem Jahr 2013 ausgestrahlt. Es soll zeigen, wie der Minister Deutschland symbolisch den ausgestreckten Mittelfinger zeigt. Varoufakis hatte das Video bei Jauch als gefälscht bezeichnet. Die „Bild“-Zeitung und „Spiegel Online“ hatten zuvor berichtet, dass Böhmermann das Video gefälscht habe.

(cas/dpa)