Der Journalist moderiert ab heute an der Seite von Bettina Tietjen die NDR-Talkshow „Bettina und Bommes“. An dem grundlegenden Konzept der Sendung will Alexander Bommes nicht rütteln.
Als Allzweckwaffe, Tausendsassa oder Allheilmittel wird Alexander Bommes gern bezeichnet, wenn man über seinen Aufstieg als Moderator beim NDR redet. Und so ganz kann sich der 39-Jährige Wahlhamburger dem Etikett nicht entziehen, auch „wenn das ja etwas Wahllosigkeit impliziert“. Aber verstehen kann er es schon: „Wenn ich mich selbst von außen beobachtet hätte, hätte ich mir wohl auch irgendwann die Frage gestellt ‚Boah, was macht der denn noch alles?‘.“
Gerade in den vergangenen Jahren „kam alles ganz schön geballt“, bis hin zu der etwas abstrusen Situation, dass Bommes sich am Sonntagabend quasi selbst ansagen musste, wenn nach dem „Sportclub“ auch noch das Quiz „Gefragt – Gejagt“ lief: „Das war ein bisschen drüber.“ Deswegen freut er sich – vermutlich im Gegensatz zu vielen Zuschauern – darüber, dass er zum Ende des Jahres ein paar Sendungen abgeben konnte, darunter das „Hamburg Journal“. Die Sendung, mit der seine Karriere im Norden begann. Ohne dass er selbst die Chance gleich realisiert hätte: Das Casting hielt er seinerzeit für einen Bestandteil des Volontariats, „so nach dem Motto ‚Dann gucken wir mal, wie der sich vor der Kamera macht‘“. Und als er 2007 den Anruf mit der Botschaft „Sie haben gewonnen“ bekam, fragte er erst mal: „Was hab ich denn gewonnen?“ „Da dachten die vermutlich, dass sie einen totalen Volltrottel am Apparat haben“, sagt Bommes und lacht.
Acht Jahre und diverse Einsätze in NDR und ARD später sind „drei Baustellen“ übrig geblieben, auf denen er unterwegs ist, „meinetwegen für immer“: Sport, Quiz und neuerdings die Talkshow mit den vielen Namen, die einst als „Herman und Tietjen“ bekannt wurde, zuletzt „Tietjen und Hirschhausen“ hieß und am Freitagabend einen neuen Co-Moderator und damit auch einen neuen Namen bekommt: „Bettina und Bommes“.
Der Neue neben Bettina Tietjen freut sich auf die ein Stück weit neue Erfahrung: „Bei Sport und Talk ist die ‚Spielvorbereitung‘ eigentlich nahezu dieselbe: Sich mit Gästebiografien auseinandersetzen und halbwegs schlaue Fragen entwickeln“, sagt Bommes. Einen wichtigen Unterschied gibt es dennoch: Mit der jahrelangen Erfahrung in der Sportberichterstattung und dem Hintergrund als Profisportler in der Handball-Bundesliga weiß er recht gut, was ihn erwartet, wenn er sich mit Fußballern oder anderen Sportlern unterhält.
Nun wird er mit Leuten reden, „von denen ich vorher überhaupt keine Ahnung hatte, und mich von denen überraschen lassen“. Zum Beispiel von Benjamin Schaschek und Hannes Koch, zwei musikalischen Weltumseglern. „Alles, was die machen, ist für mich ein totaler Horrortrip. Und deswegen freue ich mich auf das Gespräch, da kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, mal in deren Situation zu kommen. Oder Steffen Henssler, der war eisklettern. Das werde ich auch im Leben nicht machen.“ Überhaupt, die bunte Tüte der Gäste, die findet Bommes spannend. Kombinationen wie „Neo Magazin“-Moderator Jan Böhmermann und Bettina Tietjen oder auch Böhmermann und die Schlagersängerin Stefanie Hertel: „Da ist viel Musik drin.“ Dazu gibt das Format den Moderatoren die Möglichkeit, mit Prominenten einmal abseits ihrer bekannten Rollen zu sprechen. Der französische Comedian Alfons alias Emmanuel Peterfalvi hat sich zum Beispiel bereit erklärt, mit Tietjen und Bommes über seine Sichtweise auf die Anschläge von Paris zu sprechen, statt den etwas unbedarften Reporter mit Puschelmikrofon und Trainingsjacke zu geben, als den man ihn kennt.
Am grundlegenden Konzept der Sendung will Bommes auch nicht rütteln. Tietjen und sich selbst irgendwelche Rollen zuzuschreiben, wie es ihnen verschiedentlich vorgeschlagen worden sei, hält er für unsinnig: „Wenn du mit sowas anfängst, hast du schon verloren.“ Die eigene Klangfarbe, die entstehe vielmehr ganz automatisch dadurch, dass man in die Gespräche natürlich auch immer etwas von sich selbst einbringt, und das „wird sowieso immer anders sein als das, was der Vorgänger gemacht hat“.
Und wenn er nicht der Typ wäre, der er nun einmal ist, man würde langsam skeptisch werden, wenn Bommes auch noch von seiner Co-Moderatorin schwärmt: „Wir kennen uns mittlerweile seit bestimmt sechs oder sieben Jahren. Es gab viele, sehr lustige Gespräche am Schminktisch, in der Maske. Da läuft man ohnehin den meisten Moderatorenkollegen über den Weg. Ich mag Bettina sehr – ganz ohne Koketterie –, weil sie vor der Kamera genau dieselbe Person ist wie dahinter. Das schätze ich sehr.“
Und weil Alexander Bommes nun einmal Alexander Bommes ist, ebenfalls ein Beispiel für Authentizität, fällt es leicht, ihm die Euphorie in Bezug auf seine neuen Aufgaben abzunehmen.
„Bettina und Bommes“, 22.00 Uhr, NDR