Hamburg. Am Dienstag wird der Studio Hamburg Nachwuchspreis vergeben. Er steht oft am Beginn einer großen Laufbahn.

Filmpreise gibt es in Deutschland eine ganze Menge, Auszeichnungen für den Nachwuchs schon weniger. Zu den renommiertesten zählen neben dem Max-Ophüls-Preis und den First Steps Awards der Studio Hamburg Nachwuchspreis. Vergeben wird er seit 1997 und ist mit einem Preisgeld von insgesamt 45.000 Euro dotiert. Ein Blick in die Liste der bisherigen Preisträger zeigt, dass man bei deren Auswahl in der Vergangenheit oft ein gutes Händchen bewiesen hat. Bei den Schauspielern waren unter anderem Katharina Schüttler, Robert Gwisdek, Matthias Schweighöfer und Kostja Ullmann dabei. Zu den Gewinnern bei den Regisseuren zählten Daniel Nocke, Stefan Krohmer, Vanessa Jopp und Marc Brummund. Für ihr Drehbuch wurden Hüseyin Tabak, Anna und Dietrich Brüggemann und André Erkau ausgezeichnet. Am 23. Juni wird der Nachwuchspreis im Thalia Theater erneut vergeben.

Was aber geschieht mit all den Gewinnern nach der Preisverleihung? Eine Jobgarantie ist die Auszeichnung nicht, aber Studio Hamburg hält Kontakt zu vielen von ihnen, und manchmal ergibt sich die Gelegenheit zu einer erneuten Begegnung unter anderen Vorzeichen. So ist es gerade Dietrich Brüggemann passiert. Acht Jahre nachdem er den Nachwuchspreis gewonnen hat, steht nun sein Film „Heil“, den er zusammen mit Studio Hamburg produziert hat, kurz vor dem Kinostart.

Der Regisseur traf sich im Vorfeld mit dem Chef der Produktionsgruppe von Studio Hamburg, Michael Lehmann, und sprach mit ihm über die Möglichkeit, den politischen und unpolitischen Zuständen in diesem unserem Lande einmal satirisch auf den Zahn zu fühlen. Sie kamen bald auf einen Nenner. „Wir waren uns einig: Es darf nicht nur um den Bereich Neonazis gehen. Wir brauchen eine Deutschland-Satire. Die Latte-Macchiato-Frauen am Prenzlauer Berg müssen auch ihr Fett wegbekommen“, sagt Lehmann, der mit seinen Mitarbeitern ausgiebige Gespräche darüber führte, ob man über „so etwas“ lachen darf.

Der Trailer lässt schon ahnen, wie genussvoll Brüggemann in diesem Film Deutschland durch den Kakao zieht. Der 39-Jährige arbeitet hier wieder mit seiner fünf Jahre jüngeren Schwester Anna Brüggemann zusammen. Sie haben schon gemeinsam Drehbücher geschrieben, diesmal steht sie vor der Kamera und spielt die Nazibraut Doreen. „Dietrich hat einen klugen Blick und einen wunderbaren Humor“ lobt Michael Lehmann den Filmemacher, der auch das Drehbuch verfasst hat. Drei Festivals haben den Film bereits in ihr Programm aufgenommen: Karlovy Vary, das Münchner Filmfest und das Jerusalem-Festival. „Das adelt den Film“, findet Lehmann. Wobei man besonders darauf gespannt sein darf, wie man in Israel auf die dumpfbackigen Rechtsradikalen auf der Leinwand reagiert.

Grundsätzlich findet der Studio-Chef, es sei sinnvoll, den Kontakt zu den Autoren zu halten. „Bei der Stofffindung kommt man schneller zusammen.“ Junge Regisseure durchzusetzen habe sich in der Vergangenheit bei Studio Hamburg als schwierig erwiesen, auch wenn sich einige im „Großstadtrevier“ oder bei „Notruf Hafenkante“ ausprobieren konnten. Aber Lehmann glaubt, dass sich in dieser Hinsicht gerade der Wind dreht. Er bricht eine Lanze für den Nachwuchs. „Wir brauchen neue Impulse in der Filmlandschaft. Das kann nur von den Jungen kommen. Sie können uns einen neuen, unverstellteren Blick auf gesellschaftliche Zusammenhänge ermöglichen. Dazu kommt dann auch noch eine andere Filmsprache.“

In diesem Jahr sind wieder besonders viele Dramen zum Wettbewerb eingereicht worden. „Komödie wird zwar geliebt, ist aber selten preisverdächtig“, sagt Lehmann. Die Filme sind tendenziell etwas kürzer, spielen nicht mehr nur in der Stadt, einige verlegen die Handlung auch ins Ausland, nach Istanbul oder in die Schweiz.