187.000-mal wurde die neue App heruntergeladen – es wurde ein Desaster für die ARD. Doch Jörg Pilawa hat mit einem Trick sein Quizduell gerettet.
Hamburg. „Willkommen beim Fernsehen der 70er- und 80er-Jahre. Wir spielen Quizduell unplugged.“ Die neue interaktive Quizshow der ARD war auf dem Papier eine gute Idee: Ein Studio-Team spielt live im Vorabendprogramm gegen Hunderttausende von Smartphone-Nutzern. Und zwar die augenblicklich beliebteste App Deutschlands, das „Quizduell“. Wer am Ende vorne liegt, gewinnt ein Preisgeld.
Doch ein Hacker machte Moderator Jörg Pilawa und der ARD bei der Premiere am Montag mehr als nur einen Strich durch die Rechnung: Wie Pilawa erklärte, habe die unbekannte Person 15.000 Server lahmgelegt. Und damit auch das komplette Showkonzept. Die Antworten der Mitspieler an den Smartphones kamen nicht durch, kurzerhand wurde das Studiopublikum in die Pflicht genommen. Es musste mit für den nun eingetretenen Notfall bereit gestellten Abstimmungsgeräten gegen die vier Lehrer vom Gymnasium Tostedt antreten.
Schon kurz bevor klar wurde, dass man es mit einem massiven technischen Problem zu tun hat, gab es kleinere Unregelmäßigkeiten: Wer um Punkt 18 Uhr einschaltete, hatte bereits die Vorstellungsrunde verpasst; die Moderationskarten für die Eröffnungsrunde, bei der die Kandidaten die Höhe des Preisgeldes durch das zügige Beantworten von Fragen bestimmen, waren ebenfalls nicht aufzufinden.
Und der Reigen der kleinen und größeren Zipperlein der brandneuen Show riss auch im weiteren Verlauf nicht ab: Durch den Rückfall auf das Notfallkonzept konnten Teile des Studiopublikums die Antworten des Lehrerteams zu früh sehen, ein Zuschauer beschwerte sich darüber, dass auch die Abstimmungsgeräte nicht funktionieren würde, und der digitale Angriff auf die Show ließ sich bis zum Ende nicht beheben.
Dieser Super-GAU hätte andere Moderatoren wohl nicht nur an den Rand des Nervenzusammenbruchs geführt, sondern mitten hinein in eine amtliche Krise. Pilawa aber extemporierte, scherzte mit Kandidaten und Zuschauern und schaffte es schließlich mit erstaunlicher Contenance und Souveränität, die Show zu einem Abschluss zu bringen. Allenfalls mäßig lustige Sprüche des Kalibers „Kunst & Kultur? Wer wählt denn so was?“ seien ihm in Anbetracht der Situation verziehen.
Falls das Konzept an einem der nächsten Abende tatsächlich funktionieren sollte, könnte sich das „Quizduell“ tatsächlich auch über die dreiwöchige Probephase hinaus im Vorabendprogramm des Ersten etablieren: Das Spielprinzip – abwechselnd raten die Parteien jeweils drei Fragen aus sechs Kategorien – ist so einfach wie bestechend, die fürs Fernsehen neu hinzu gekommene Kategorie „Tagesschau“ gewährleistet Tagesaktualität bei den Fragen und der Fokus auf Interaktivität könnte tatsächlich Spaß bringen.
Immerhin kann man nicht nur live mitraten, sogar Geld gewinnen. Wer sich als Live-Rater mit seiner App registriert, kann einen Anteil am Preisgeld abstauben. Das Studiopublikum machte es vor: Mit einem Punkt Vorsprung gewann es schließlich gegen die vier Lehrkräfte, Pilawa versprach, dass die 22.000 Euro direkt nach Abschluss der Sendung gerecht auf alle Mitrater verteilt werden würden.
Pilawa verabschiedete sich nach turbulenten, aber tatsächlich auch recht unterhaltsamen 50 Minuten mit den Sätzen: „Meine Damen und Herren, das war der Versuch, die App ins Fernsehen zu holen. Der ging komplett in die Hose. Vielleicht kommt schon morgen wieder Verbotene Liebe.“
Die Telenovela, auf deren Sendeplatz das „Quizduell“ läuft, ist übrigens gerade aus dem Fernsehen ins Internet verbannt worden. Dort läuft sie seit Montag als Webserie. Und ließ sich dort problemlos aufrufen.