Frische Gesichter, lahmer Talk: Dem Gespräch über straffällige Jugendliche fehlte ein entscheidender Funke, an dem sich eine gewinnbringende Debatte hätte entzünden können. Allein die Quote stimmt bei Jauch.
Hamburg. Das Feld war bereitet, doch die Ernte fiel eher mager aus. In seinem Talk im Anschluss an den „Tatort: Ohnmacht“ hat es ARD-Moderator Günther Jauch am Sonntagabend verpasst, einen merklichen Akzent herauszuarbeiten.
Zwar hatte Jauch unter der Fragestellung „Mein Kind ist ein Schläger - ohnmächtig gegen Jugendgewalt?“ im Berliner Gasometer zwar endlich wieder eine Runde versammelt, die ganz ohne Politiker oder die üblichen Verdächtigen Journalisten auskam.
Doch vielleicht hätte gerade ein Hardliner der Diskussion, die eigentlich keine war, gut getan. Einer, der etwa deutlich Stellung bezogen hätte zum Thema Jugendgewalt. Oder ein Opfer, das über Folgen von Missetaten berichtet hätte.
Oder jemand, der sich hätte zum aktuellen Fall aus Wilhelmshaven hätte äußern können, bei dem eine 14-Jährige vor laufender Handykamera malträtiert wurde. Doch so fragte Jauch artig den Status Quo ab, indem er sich an Eckpunkten aus dem vorangegangenen „Tatort“ entlang hangelte.
Ob es tatsächlich Eltern gebe wie den Vater aus dem ARD-Krimi, die dankbar seien über harte Strafen für ihre Kinder? Durchaus, entgegnete Jugendrichterin Corinna Sassenroth. Sei es ein Thema, dass sie als Frau über die Jugendlichen richte? Eigentlich nicht, antwortete Sassenroth. Ja, nein, Amen.
Dabei lag der dröge Verlauf noch nicht einmal an den offensichtlich medial recht unbedarften Gästen. Dem Gesprächsverlauf fehlte vielmehr der entscheidende Funke, an dem sich eine gewinnbringende Debatte hätte entzünden können.
Und wenn sich mit Martin Haas einmal die einzige Reizfigur zu seiner eigenen kriminellen Karriere äußerte und selbst für eine härtere Gangart gegenüber straffälligen Jugendlichen warb, wurde dieses Plädoyer durch Jauch im Ansatz abgewürgt.
Fazit: Zwar bescherte das TV-Publikum Jauch auch an diesem Sonntag mit 5,96 Millionen Zuschauern einen ordentlichen Marktanteil von 20,6 Prozent (Hamburg: 26,6 Prozent), doch um den begehrten Sendeplatz langfristig zu sichern, muss der Talk wieder griffiger werden.