Der muffig wirkende Ermittler Borowski darf diesmal mehr Lässigkeit versprühen. Starke, aber vom Leben gebeutelte Frauen wechseln sich am Sonntagabend im „Tatort“ ab mit schwach, gierig und feige dargestellten Mannsbildern.
„Seltsamer Fall, seltsame Frauen“, sagt Axel Milberg als Kommissar Borowski. Gleich mit mehreren von ihnen bekommt er es in dem neuen Kiel-Tatort „Borowski und das Meer“ zu tun: Während einer Bootsfeier seiner Firma geht Jurist Jens Adam (Andreas Patton) mit Kugel im Leib über die Reling. Die Reaktionen seines Umfeldes bleiben verhalten: seine Chefin (Karoline Eichhorn) gibt die eisige Managerin. Seine Frau (Nicolette Krebitz), eine Ärztin, die er vielfach betrogen hat, wirkt unbeteiligt, fast erloschen. Eher frostig als betroffen auch die junge Forscherin und Ex-Affäre (Florence Kasumba). Der Abgang kam nicht ungelegen.
Starke, aber vom Leben gebeutelte Frauen wechseln sich ab mit schwach, gierig und feige dargestellten Mannsbildern. Deutlich ist die Handschrift der österreichischen Filmemacherin Sabine Derflinger (Grimme-Preis für den ORF-„Tatort: Angezählt“) zu spüren. Glaubhafte Figuren (Buch: Christian Jeltsch) verrührt sie mit dosierten Handlungsvolten in diesem Themen-„Tatort“ zu einem oft packenden Öko-Krimi. Streckenweise gerät die Verbindung aus persönlichem Drama und Wissenschaft allerdings etwas spröde.
„Es verdunkelt die Seele, wenn man immer nur das Böse in einem Menschen sieht“, sagt die Witwe. Auf etliche Abgründe stößt Borowski bei seiner Suche nach Aufklärung. Eine Videobotschaft führt zum angeblichen Badeunfall eines australischen Umweltaktivisten und erhellt eine Firmenpolitik, die für sprudelnde Gewinne mit „Seltenen Erden“ den Meeresboden ausbeutet. Der selbst ernannte Meeresexperte Frank Schätzing darf bei seinem Gastauftritt drei Sätze beisteuern. Und Borowski sinkt mithilfe des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel in einer Taucherglocke ins Meer hinab.
Der stets etwas muffig wirkende Ermittler darf diesmal mehr Lässigkeit versprühen. Und mit der von Sibel Kekilli gespielten Assistentin Sarah Brandt echte Komplizenschaft aufbauen. Dieser „Tatort“ ist ein Gewinn vor allem für all jene, die gern mal abtauchen.
„Tatort: Borowski und das Meer“ So 30.3., 20.15 Uhr, Das Erste