Liveshows wie „Günther Jauch“ müssen nicht nur für technische Schwierigkeiten vorplanen. Auch Störer können eine Sendung durcheinanderbringen.
Die Sendung war kaum angelaufen, da hatte „Günther Jauch“ am vergangenen Sonntag auch schon seinen ersten Hingucker. Der ging allerdings nicht auf das Konto des Moderators oder eines seiner Gäste, mit denen Jauch über den Fall Uli Hoeneß diskutierte. Sondern auf dasjenige des unbekannten Störers, der auf das Podium stürmte, etwas von „Freiheit“ brüllte und dass „alles Verarschung“ sei. Die anwesenden Sicherheitskräfte reagierten prompt, ebenso wie Jauch, der den Zwischenfall vor laufender Kamera souverän abmoderierte.
Die Möglichkeit, dass etwas Ungeplantes passiert, gehört zu jeder Livesendung, sei es Showevent, Sportereignis oder eben eine Talkshow. Neben technischen Missgeschicken kann dazu auch das ungeplante Auftreten von Personen gehören, die die direkte Übertragung ins Fernsehen dazu nutzen möchten, sich selbst, ihre Anliegen oder politischen Überzeugungen in den Mittelpunkt zu stellen. Beim Fußball kennt man die Flitzer, deren primäres Anliegen Aufmerksamkeit (und das Austesten der Kondition der Ordner) ist. Der wohl bekannteste nennt sich Jimmy Jump, kommt aus Spanien und tauchte mit seinem Markenzeichen – der knallroten katalanischen Mütze – schon bei so unterschiedlichen Ereignissen wie dem Endspiel der Fußball-WM in Südafrika, dem Finale der French Open in Paris und dem Eurovision Song Contest in Oslo auf.
Politischer Protest bewegt ebenfalls viele Störer zu ihren Aktionen. In der jüngeren Vergangenheit haben sich in diesem Zusammenhang besonders die barbusig auftretenden Femen-Aktivistinnen hervorgetan. Im Gegensatz zu den meist spaßbetonten Flitzern tauchen die Frauen immer im Zusammenhang mit von ihnen als Missstand wahrgenommenen Ereignissen auf. Während des Finales der 2013er-Staffel von „Germany’s Next Top Model“ protestierten sie gegen die Darstellung von Frauen als Sexualobjekt, im Dezember vergangenen Jahres stürmten zwei junge Frauen die Bühne bei „Markus Lanz“, um gegen die Vergabe der Fußball-WM an den Golfstaat Katar zu protestieren.
Daneben gibt es noch jene Menschen, deren Antrieb eher persönliche Probleme als weltpolitische Angelegenheit oder die reine Lust am Auffallen zu sein scheint. Der Mann, der am Sonntag bei Jauch resolut von der Bühne befördert wurde, gehört wohl in diese Kategorie. So viel war den Abschlussworten von Jauch zu entnehmen, der bei einem ähnlichen Vorfall vor knapp zwei Jahren einen Störer sogar zurück auf die Bühne holte, um mit ihm über sein Anliegen – den Neubau einer Berliner Schauspielschule – zu diskutieren.
Das Vorgehen der für die Sicherheit zuständigen Angestellten ähnelt sich, egal welcher Grund die Störer auf die Bühne, auf das Spielfeld oder auf das Podium treibt. Die Sicherheit aller Anwesenden und der störungsfreie Ablauf der Sendung stehen im Vordergrund. Schließlich ist ja nicht ausgemacht, dass es der Person stets nur um Aufmerksamkeit, um das Rampenlicht, um die schon sprichwörtlichen 15 Minuten Ruhm geht. Und nicht um Schlimmeres. Dementsprechend haben die Produktionsfirmen der deutschen Talkshows, egal, ob sie vor Publikum aufgezeichnet werden oder live auf Sendung gehen, ausführliche Sicherheitskonzepte, deren Inhalt nicht veröffentlicht wird.
Ist der Störer einmal aus dem Augenmerk der Kamera verschwunden, kann vom Hausrecht Gebrauch gemacht und ein Hausverbot ausgesprochen werden. Darüber hinaus kann die lautstarke Liveunterbrechung allerdings auch strafrechtliche Konsequenzen haben. Ob eine Anzeige erstattet wird, hängt dabei vom Einzelfall ab, liegt im Ermessen der Hausherren.
Der umtriebige Jimmy Jump soll in den vergangenen zwölf Jahren über 200.000 Euro Schulden aus Strafgeldern für seine Eskapaden angehäuft haben. Gegen den unbekannten Störer aus der Jauch-Talkshow vom vergangenen Sonntag soll nach Angaben der Produktionsfirma I&U TV gegenüber dem Abendblatt aber keine Anzeige erstattet werden.