Was macht nun der designierte Chefredakteur Wolfgang Büchner? Er will über den „Spiegel“-Vize nicht demokratisch abstimmen lassen. Aber er bittet um das Vertrauen der Mitarbeiter.

Hamburg. Verhärtete Fronten beim „Spiegel“: Die Ressortleiter des Hamburger Nachrichtenmagazins sprachen sich einstimmig gegen die Ernennung des „Bild“-Journalisten Nikolaus Blome zum stellvertretenden Chefredakteur aus. Stefan Willeke, Ressortleiter Gesellschaft, habe in der „Spiegel“-Konferenz an diesem Montag eine entsprechende Erklärung verlesen, berichteten Teilnehmer.

Der designierte „Spiegel“-Chefredakteur Wolfgang Büchner habe darauf geantwortet, er nehme diese Erklärung zur Kenntnis, lasse aber grundsätzlich über Personalentscheidungen nicht demokratisch abstimmen.

Büchner, der sein neues Amt am 1. September antreten soll, steht seit Mitte vergangener Woche wegen der Personalie hausintern in der Kritik. Bei der Konferenz beantwortete er die Fragen der Redaktion, machte aber zugleich deutlich, dass er an Blome als Vize-Chefredakteur festhalten werde. Blome sei ein guter Journalist, habe Büchner gesagt. Die Entscheidung für ihn habe keinen programmatischen Charakter. Büchner ist bis Ende des Monats noch Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Wie es heißt, betonte Verlagsgeschäftsführer Ove Saffe in der Konferenz, dass er nicht den Machtkampf mit der Redaktion suche. Nach seiner Darstellung wurden alle Gesellschafter frühzeitig über die Personalie Blome informiert. „Spiegel“-Gesellschafter sind die Erben von Spiegel-Gründer Rudolf Augstein, die 24 Prozent am Verlag halten, der Hamburger Verlag Gruner + Jahr, der 25,5 Prozent der Anteile besitzt, und die Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent am Verlag hält. Für Mittwoch ist beim „Spiegel“ eine Informationsveranstaltung der Mitarbeiter KG angesetzt. Ob die Gesellschafter ihre Zustimmung zu der Personalie Blome hätten geben müssen, ist strittig.

In einer Mail an die Geschäftsführung der Mitarbeiter KG forderte Büchner nach epd-Informationen, ihm das Vertrauen auszusprechen und seine Entscheidung für Blome zur akzeptieren. Eine offizielle außerordentliche Versammlung der Mitarbeiter KG wird frühestens Mitte nächster Woche stattfinden.

Blome ist derzeit stellvertretender Chefredakteur von „Bild“. Er soll zum 1. Dezember in gleicher Funktion zum „Spiegel“ wechseln und zugleich neuer Hauptstadtbürochef des Magazins werden. In dieser Funktion soll er die Berliner Redaktionen von „Spiegel“ und „Spiegel Online“ zusammenführen. Ein Wechsel vom Boulevardblatt „Bild“ zum Nachrichtenmagazin „Spiegel“ in einer Führungsposition gilt in der Medienbranche als ungewöhnlich.