Der Tod des TV-Autoren löst Bestürzung aus. ARD ändert Programm. Erinnerung an „einen der ganz Großen der deutschen Fernsehunterhaltung“.

Berlin/München. Der ARD-Programmdirektor Volker Herres hat den gestorbenen TV-Autor Wolfgang Menge als „ein Schwergewicht des Leichten, der Unterhaltung im Fernsehen“ gewürdigt. Das teilte die ARD am Donnerstag mit. „Mit der Serie „Ein Herz und eine Seele“ und dem legendären TV-Nörgler „Ekel Alfred“ hat er der deutschen Gesellschaft in den 70er Jahren einen Spiegel vorgehalten, in dem sie sich selbst erkennen und zugleich über sich lachen konnte“, sagte Herres. Dabei sei er nicht nur ein fantasievoller Geschichtenerzähler gewesen, sondern auch ein Visionär: Sein Dokumentarspiel „Smog“ habe die Folgen einer Umweltkatastrophe lange vor der Ökobewegung thematisiert, die Fernseh-Parodie „Das Millionenspiel“ „den menschenverachtenden Voyeurismus lange vor quotenorientiertem Sensationsfernsehen und Reality-TV“.

Auch die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel sah in Menge „einen der ganz Großen der deutschen Fernsehunterhaltung“. „Im Laufe vieler Jahre hat Menge ein Lebenswerk geschaffen, das im deutschen Fernsehen seinesgleichen sucht“, sagte Piel am Donnerstag in Köln. Der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen schrieb in einer Presseerklärung: „Der Tod von Wolfgang Menge geht mir sehr nahe. Die Gespräche mit ihm waren ein Genuss.“ Pleitgen hatte sich dafür eingesetzt, Menge 2002 mit dem Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk auszuzeichnen. „Wie kein Anderer hat er den Programmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Glanzlichter aufgesetzt“, meinte Pleitgen. Er bezeichnete Menge als Virtuosen, unbestechlichen Beobachter und begnadeten Formulierer. „Mit Esprit und Biss hat er unserer Gesellschaft den Spiegel vorgehalten und zu unserer Befreiung vom Obrigkeitsdenken beigetragen. Seine Werke behalten Ewigkeitswert.“

Radio Bremen-Intendant Jan Metzger würdigte Menge als eine prägende Persönlichkeit des deutschen Fernsehens. Menge habe als Autor und Moderator handwerkliche und moralische Maßstäbe gesetzt, sagte Metzger am Donnerstag. „Bei ihm durfte man mitdenken und wurde gleichzeitig auch noch gut unterhalten.“ Menges Moderation der Radio Bremen-Talkshow „3nach9“ ist aus Sicht Metzgers „große Kunst“ gewesen.

Die ARD ändert an diesem Sonnabend ihr Programm und wiederholt zwei Folgen von „Ein Herz und eine Seele“: Um 12.03 Uhr den „Besuch aus der Ostzone“, um 12.50 Uhr „Schlusswort“. (mit Material von dpa und dapd)