Auf Vox gewährte “Loddar“ am Sonntag mal wieder Einblicke in sein Privatleben. Doch interessiert hat den TV-Zuschauer eher der richtige Fußball.

Hamburg. "Ein Lothar Matthäus gehört in den Sportteil und nicht auf die Klatschseiten. Und genau daran arbeite ich." Rumms. Dieser Satz saß. Gemessen an der Aussage aus dem August 2010 ist Lothar Matthäus knapp zwei Jahre später an seinem eigenen Anspruch gescheitert.

Denn mit seiner sechsteiligen Doku-Reihe "Immer am Ball" , die am Sonntag erstmals im Privatsender Vox auf Sendung ging, ist der Ex-Fußballer wieder dort gelandet, wo er nicht mehr hinwollte: Im tiefsten Boulevard. Immerhin: Eingeführt wird Matthäus von den Produzenten mit Bildern aus seiner aktiven Zeit als Profi, die noch einmal an die größten Erfolge des 51-Jährigen erinnern. Weltmeister, Europameister, Europapokalsieger, mehrfacher nationaler Meister und Pokalsieger.

+++ Dem Lothar seine Welt +++

Nun also Hausmeister. Denn die interessanteren Einblicke gibt der Weltfußballer von 1991 noch in der Küche seines Budapester Domizils. "Hier oben im Kopf ist alles auf Linien ausgerichtet", sagt Matthäus mit Blick in den halb gefüllten Kühlschrank und fränkelt in der Folge von einer linearen Anordnung, die sich seit seiner Fußballerkarriere in seiner Gedankenwelt festgesetzt zu haben scheint. "Auch der Fußballplatz besteht eigentlich zum größten Teil ja aus Linien", erklärt Lothar. "Es gibt zwei Halbkreise und einen ganzen Kreis, ansonsten ist alles Linien."

Folglich muss neben dem gerade gerückten Fußabtreter auch im Eisschrank alles seine linienhafte Ordnung haben. Besorgten Fans kann Matthäus allerdings schnell jeglichen Autismus-Verdacht nehmen. "Ab und zu darf auch mal was anders stehen." Loddar sei Dank.

Sendung wurde ins Spätprogramm verbannt

"Nicht gut“ - so in etwa lautet allerdings das Urteil des Senders über die Show. Kurzerhand hat Vox Matthäus ins Nachtprogramm verfrachtet. Die Sendung, die eigentlich in die Fußstapfen erfolgreicher Formate wie "Daniela Katzenberger - natürlich blond“ treten sollte, entspricht nicht dem, was sich die Macher erhofft hatten. "Lothar Matthäus läuft um 23:15 Uhr“, sagte Vox-Chefredakteur Kai Sturm in Anwesenheit des Medienmagazins DWDL: "Das ist ein Zeichen, dass wir nicht wirklich glücklich mit dem Programm sind.“

Der Publikumszuspruch der ersten Folge dürfte die Programmplaner wohl kaum milder stimmen. Denn im Schnitt blieben am Sonntag gerade einmal 500.000 Zuschauer mit Matthäus am Ball (Marktanteil 2,8 Prozent). Dem großen Fußball zwischen Italien und England bei der Europameisterschaft schalteten sich zeitgleich19,3 Millionen (65,2 Prozent) zu.

Offenbar war es das ausgeprägte Selbstbewusstsein, dass während der Produktion zu einigen "grauen Haaren“ bei den Machern führte. "Lothar Matthäus ist als Weltstar, Führungsspieler und Trainer gewöhnt, die Führung zu übernehmen“, sagte Chefredakteur Sturm. Das habe er auch auf die Sendung übertragen. Es gebe da nur ein Problem: "Wie Lothar Matthäus sich selbst wahrnimmt, hat wenig mit der Wahrnehmung durch die Zuschauer zu tun.“

Nicht den Sand in den Kopf stecken

Als Matthäus und Freundin Joanna Tuczynska auf der "Movie meets Media"-Party in Berlin eigentlich nur mit Stars wie Roberto Blanco spaßen möchten, grätscht dem Pärchen wieder mal ein TV-Team dazwischen. Da Matthäus ein gut erzogener Mensch ist und sich die Fragestellerin dem Franken mit rollendem "r" nähert ("She's from my Nation", so Lothars Erklärung für Joana), bildet Matthäus noch einmal eine großzügige Ausnahme und steht Rede und Antwort.

Eine Erklärung für sein anfangs zögerliches Verhalten liefert der Ex-Fußballer dann flugs nach: "Eigentlich sollte man gleich davonlaufen und gar nichts sagen, das ist wieder unhöflich. Denn auch solche Antworten, die man vielleicht gar nicht gegeben hat, so zusammengschnitten werden, dass es wieder schlecht aussieht." Einem bettelnden Fotografen gibt der Promi in der nächsten Szene wiederum auf den Weg: "Es ist nichts Persönliches gegen ihn, aber es ist einfach so, dass wir auch ganz gerne unser Privatleben hätten."

Dann also zurück zum Privatleben: Als Lothar Matthäus in einer Schlüssel(loch)szene der ersten Folge von "Immer am Ball" die Küche zur Verköstigung seiner aktuell Liebsten nutzt und Joana mit Spiegeleiern überrascht, kommt es zum Eklat. "Ich sehe erste Mal so Scheiße Eier", ärgert sich das polnische Dessous-Model. "Ey, das letzte Mal, wo ich Eier gemacht habe für dich", kontert der beleidigte Koch. Bleibt abzuwarten, ob der so Geschmähte zumindest in diesem Punkt Konsequenz zeigen wird.

Die Hoffnung zumindet besteht - dafür sollte sich Matthäus nur an ein weiteres Fundstück aus seiner Motto-Kiste halten: "Ich bin nicht derjenige, der den Sand in Kopf steckt, sondern ich bin derjenige, der positiv nach vorne schaut."