Im Finale von DSDS stehen zwei sehr unterschiedliche Kandidaten. In Hamburg ist Mehrzad Marashi schon jetzt ein Star.

Köln. Menowin oder Mehrzad – Gangster oder Romantiker? Die RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ hat es wieder einmal geschafft: Kandidaten mit unterschiedlichsten Attributen hielten bis zum Ende der siebten Staffel (Finale an diesem Sonnabend, 20.15 Uhr) ein breites Publikum bei der Stange.

Zudem wurde der Boulevard immer wieder mit Skandälchen, vermeintlichen Offenbarungen und Intrigen sowie intimen Geheimnissen gefüttert. Ein bisschen zu viel, meinen Kritiker. Man könnte den Eindruck haben, es gehe weniger um die musikalischen Talente als vielmehr um die menschlichen Abgründe der Kandidaten – besonders im direkten Vergleich mit der um Seriosität und Musikalität bemühten Grand-Prix-Castingshow „Unser Star für Oslo“ von Stefan Raab (ARD/ProSieben).

RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger sieht das naturgemäß ein wenig anders. „Klar greift die Yellow Press lieber die persönlichen Geschichten auf, als zu schreiben, wie gut die stimmliche Leistung von Mehrzad und Menowin ist“, sagte er. „Die musikalischen Leistungen der Kandidaten waren teilweise sehr gut, und es steht jetzt schon fest, dass wir einen fantastischen Sänger als Superstar haben werden.“ Dennoch: „Die persönlichen Geschichten der Kandidaten haben schon immer zur Show gehört. Der Zuschauer möchte die Kandidaten kennenlernen, für die er anruft und so weiterbringen kann.“ Schaurig-schöne Geschichten.

Und so erfuhren Fans wie auch weniger DSDS-beschlagene Zeitungsleser eine ganze Menge aus dem Privatleben der Kandidaten: Der 29 Jahre alte Mehrzad Marashi, der aus dem Iran stammt und in Hamburg aufgewachsen ist, setzte vor allem aufs Gefühl. Er musste die Geschichte seines tödlich verunglückten Bruders erzählen, wurde gerade stolzer Vater eines Sohnes und machte seiner Freundin beim Halbfinale am vergangenen Sonnabend einen Heiratsantrag. Zum Singen kam er durch seine Schule: An der Gesamtschule Horn sang er im Gospelchor. Zum Dank überraschte er die Sechstklässler der Schule mit einem Konzert.

Helmut Orosz (30) hingegen machte Schlagzeilen mit seiner Drogenabhängigkeit, und weil er während der DSDS-Zeit kokste, flog er kurzerhand raus. Der böse Bube Menowin Fröhlich (22) flog nicht, seine Aschenputtel-Geschichte ist einfach zu schaurig-schön – die Zutaten: Hartz IV, Knast, drei Kinder mit seiner Cousine und wilde Partys, die gerne mal in Schlägereien ausarten.

Dabei gilt für den Kölner Privatsender wie für andere im Showgeschäft, dass bad news good news sind, denn sie erhöhen die Aufmerksamkeit. Dazu gehören auch die markigen Sprüche von Chef-Juror Dieter Bohlen, die wiederholt Jugendschützer und Geschmackswächter auf den Plan riefen. So wurde am Anfang dieser Staffel heißüber eine Szene diskutiert, in der sich Bohlen über einen Kandidaten lustig macht, der mit durchnässter Hose vor die Jury trat. Die Kommission für Jugendmedienschutz wertete dies als „Verstoß“, RTL wies den Vorwurf zurück. Zweiterfolgreichste Staffel „Über DSDS und die Kandidaten wird gesprochen, diskutiert, gestritten, mitgefiebert – DSDS ist Thema!“, sagt Unterhaltungschef Sänger. Der Erfolg gibt ihm Recht: Durchschnittlich 6,37 Millionen Zuschauer sahen die DSDS-Sendungen in diesem Jahr, der Marktanteil bei den Jüngeren (14 bis 49 Jahre) lag bei 32,1 Prozent – die siebte Staffel ist damit die erfolgreichste nach der ersten Auflage 2002/2003, die Alexander Klaws gewann und die Daniel Küblböck als Trash-Kandidaten hervorbrachte.

Dennoch hat RTL diesmal eines nicht geschafft: eine ausgewogene Mischung aus Jungs und Mädels. Unter den Top Ten waren nur drei junge Frauen; unter den letzten sechs nur noch eine. Das liege aber nicht am Sender oder an der Jury, sondern einfach am Wahlverfahren und damit letztlich am Publikum, meint Sänger. „Es geht natürlich darum, wie viele Fans eine Kandidatin mobilisiert, die für sie anrufen oder eine SMS schicken: Beides, also telefonieren und „smsen“, tun Frauen lieber als Männer, und daher haben die männlichen Kandidaten durch ihre weiblichen Fans immer einen ganz kleinen Vorteil.“