Seit Sonnabend versucht RTL, die Marke “Deutschland sucht den Superstar“ mit noch jüngeren Kandidaten neu zu beleben.

Hamburg/Köln. "Deutschland sucht den Superstar" ist tot - es lebe "DSDS Kids"! Eine Woche nach dem Finale des im Quotenfall befindlichen Originals hat RTL am Sonnabend mit der kleinen Castingschwester den Kampf um die TV-Zuschauergunst wieder aufgenommen.

Dabei war bei "DSDS Kids" vieles wie sonst auch beim Casting-Flaggschiff des Kölner Privatsenders. Die Bühne ist hergerichtet wie für die Großen, die Jury mit Dieter Bohlen, Michelle Hunziker und Dana Schweiger prominent besetzt und der Umschlag mit dem Zuschauer-Voting wird feierlich von Haus-Notar Dr. Fleischhauer überbracht.

Auch die Gesten der gar nicht einmal so viel älteren Vorbilder haben die vier- bis 13-jährigen DSDS-Kids bereits erfolgreich adaptiert. Da symbolisieren die noch nicht einmal halbwüchsigen Kandidaten mit weit aufgerissenen Augen und Mündern einen Telefonhörer, um die Zuschauer zum Anrufen zu animieren.

Dieter Bohlen kann sich Körperlichkeiten wie von DSDS gewohnt nicht verkneifen und spielt auf die Top-Figur der achtjährigen Alysha an. Und nach dem - bei DSDS-Kids obligatorischen - Jury-Lob stürmen die Mini-Sänger Bohlen und Co entgegen, um sich mit Umarmung und Bussi für die blumigen Worte zu bedanken.

Auch im Zur-Schau-Stellen von Freud und Leid bei der Entscheidungsverkündung stehen die Kleinen in der ersten von drei Vorrunden-Shows ihren großen DSDS-Kollegen in nichts nach. Die Namen für eine Karriere im Showbusiness haben die Eltern ihren minderjährigen Hoffnungsträgern auch schon mit auf den Weg gegeben. Und so sagen Gala, Skyla, Pina und Co fleißig ihre Sprüchlein auf.

"Große Chancen" für kleine "Rampensäue"

"Das ist eine große Chance für mich", sagt Alysha, acht Jahre. "Ich bin eine Rampensau", bekennt die neunjährige Skyla. "Du gehörst auf die Bühne", sagt Dieter Bohlen zur zehnjährigen Erisa. Kein Wort des sonst so bersorgten Chef-Jurors zur eigentlichen Schulpflicht der Zehnjährigen.

Auffallend oft verhaspelt sich Moderator Daniel Aßmann beim Versuch, den Marco Schreyl für Kinder zu geben. Reichlich aufgedreht urteilt auch Michelle Hunziker über die Darbietungen der kleinen Interpreten. Weniger aufgeregt reagiert Dana Schweiger. Aber die Mutter der schauspielenden Emma ist ja auch den Umgang mit Kinderstars gewöhnt.

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Und die DSDS-Kinder lieferten für die Jury ordentlich ab. Auch wenn die Urteil am häufigsten die Vokabeln "süß" und "niedlich" bemühten. Dabei ist die kleine Schwester von "Deutschland sucht den Superstar" vielleicht gar nicht unbedingt von geringerem musikalischem Wert als das Original.

"Gegen Ende wurde es ein bisschen shaky", sagt Bohlen zum Auftritt von Gala. Ob die Zehnjährige dem Ausflug in die englische Sprache folgen konnte, sei dahingestellt. Auch, ob die Kinder wissen, was sie da auf der Bühne singen, bleibt fraglich.

Aus "Sex" wird "Kids"

Immerhin: RTL scheint sich die bereits im Vorfeld der neuen Show von Medienwächtern und Kinderschutzbund geäußerte Kritik zu Herzen genommen zu haben. So muss der elfjährige Julius in seiner Version des "Lazy Song" von Bruno Mars statt "have some really nice sex" die weniger anzügliche, wenn auch sinnfreie Zeile "really nice kids" singen.

Und auch bei der Einhaltung der Sendezeit haben sich die Programmdirektoren reichlich Mühe gegeben und die Sendung vor der Ausstrahlung zur Prime Time aufgezeichnet. Fragt sich nur, welche Zielgruppe der Kölner Privatsender um diese Uhrzeit zu erreichen gedenkt. Die Entscheidung schließlich wurde - mit den Kindern vor der Bühne - bis 22.30 Uhr live gesendet.

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Im Finale dürfen übrigens Alysha, Besnik (zwölf Jahre) und Timmy (elf) noch einmal antreten. Fehlen wird dann Skyla. Verdient hätte es sich die Neunjährige eigentlich, die mit der Schlumpfversion von "Call my Name", dem Siegertitel von DSDS-Gewinner Pietro Lombardi, als einzige Kandidatin einigermaßen kindgerechtes Liedgut auf die Bühne brachte. Und die Moderator Aßmann zu seinem originellsten Beitrag an diesem Abend brachte, als dieser sich nach Skylas Auftritt an Dieter Bohlen wandte: "Und was sagt der Oberschlumpf dazu?"