“Dirty Harry“ beschließt sein nicht einmal einjähriges Sat.1-Gastspiel mit altbackenen Pointen. Selbst eine Spitze gegen Andrack überlässt er einem Gast.
Berlin/Köln. Das Ende endete wie der Anfang begonnen hatte. Erneut war Olli Dittrich Überraschungsgast bei Harald Schmidt. Und was sich bereits beim missglückten Sat.1-Comeback von Schmidt vor acht Monaten andeutete, bestätigte sich auch in seiner letzten Late Night bei dem Privatsender in der Nacht zu Freitag: Seine Pointen wirkten altbacken, die Stand-Ups ideenlos, die Gags und Sprüche flach.
Auch ein Dittrich konnte nicht mehr helfen. Der von vielen Intellektuellen so geliebte "Dirty Harry“, wie Schmidt früher ob seines triefenden Sarkasmus und seiner Bissigkeit genannt wurde, feierte keine Wiederauferstehung.
Sat.1 hatte im März angesichts desaströser Quoten - der Durchschnitt lag bei 5,4 Prozent Marktanteil - die Notbremse gezogen und das vorzeitige Ende der show verkündet. Schmidt tröstete sich schnell, und verkündete am Mittwoch seinen Wechsel zum Bezahlsender Sky , wo er ab September drei Mal wöchentlich ab 22.15 Uhr zu sehen sein wird.
Schmidt will Schabernack treiben
Schmidt ist ein Entertainer der Vergangenheit. Er will "Schabernack“ treiben, den aber kaum mehr jemand versteht. Neue Entwicklungen interessieren den 54-Jährigen offensichtlich nicht, was er auch in der letzten Sendung zugab - und sich dafür feierte. Twitter oder Facebook - nein, nein, diese sozialen Netzwerke nutzt er ebenso wenig wie sein letzter Gast, Sat.1-Urgestein und Moderator Ulrich Meyer, wie beide lachend eingestanden.
Vielleicht ließen sich dabei aber auch Anregungen entdecken, die Show ein wenig flockiger und zeitgemäßer auszurichten, anstatt sich an schlechten Altherrenwitzen über den Geschlechtsverkehr eines Ehepaars in Gegenwart seines achtjährigen Sohnes zu amüsieren. Oder sich von einem als Sommerpause in gelben Kostüm verkleideten Dittrich mit einem Bollerwagen aus dem Studio ziehen zu lassen. Oder aber ein Rentnerpaar zum Studio zu chauffieren.
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Amüsant hätten Gegenangriffe auf seine früheren Kollegen Herbert Feuerstein und Manuel Andrack sein können, die Schmidt in der jüngsten Ausgabe des "Spiegels“ als faul und egomanisch bezeichneten. Doch es blieb Dittrich vorbehalten, eine Spitze zu setzen, gegen die "Andracksche Unterwürfigkeit“.
"Ehrlich und unverschlüsselt“
Zum Abschluss platzierte Schmidt Ulrich Meyer auf seinem Sessel. Denn Meyer hatte bereits vorher anklingen lassen, er könnte Schmidts Sendeplatz mit einem Ableger seines Magazins "Akte“ übernehmen. Bei Schmidt wollte er das dann nicht bestätigen. Vielmehr bedankte er sich im Namen von Sat.1 artig bei Schmidt, der noch im Vorspann zur Sendung als "Der ewige Entertainer“ angekündigt worden war.
+++ Schmidt muss von Bord und bleibt doch auf dem Schiff +++
"Es war eine schöne und erfolgreiche Zeit bei Sat.1. Das sage ich hier ganz ehrlich und unverschlüsselt“, witzelte Schmidt. Sat.1 war schließlich auch der Sender, bei dem er zwischen 1995 und 2003 zum Late-Night-Talker der Nation aufstieg, bevor er zur ARD ging, wo ihm offensichtlich die Lust abhanden kam. Nun folgt der nächste Schritt - zu Sky. Schmidt gab gleich eine Kostprobe, auf welchem Niveau sich die Zuschauer des Pay-TV-Senders einstellen dürfen: Sein erster Gast sei wahrscheinlich Sky du Mont, sagte Schmidt.
Einen aufgeblasenen Sat.1-Ball nahm Schmidt bei seiner Fahrt aus dem Studio mit: "Man weiß ja nie, wie der Sommer wird“, sagte er.