Hamburg. Festivalleiter gibt Spielplan bekannt: Beim Internationalen Sommerfestival setzt sich eine angesagte Künstlerin selbst unter Drogen.

„Madonna, K.-o.-Tropfen und Fußball.“ Nicht zuletzt angesichts der aktuellen Vorwürfe an die Band Rammstein mag der von Festivalleiter András Siebold präsentierte Programm-Dreiklang des diesjährigen Internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel zunächst irritieren. Vom 9. bis zum 27. August wagt sich Siebold damit an seinen bislang umfangreichsten Spielplan: Mehr als 150 Veranstaltungen sollen die Besucherinnen und Besucher anlocken, darunter 19 Performance-, Tanz- und Theaterarbeiten inklusive fünf Uraufführungen.

Hinzu kommen 37 Konzerte, elf Lesungen und sechs Ausstellungen. 30.000 Tickets stehen im Vorverkauf bereit. Das Festival bespielt noch stärker als sonst etliche weitere Orte in der Stadt – ein Vorgeschmack auf die bald anstehende Generalsanierung der Kampnagel-Hallen.

Madonna kommt nicht zum Festival, aber ihr Choreografen-Trio

Madonna kommt zwar nicht persönlich in Winterhude vorbei – lässt sich ihre anstehende Welt-Tournee aber tänzerisch vom französischen Trio (La)Horde choreografieren. In Hamburg präsentieren die Ballett-Erneuerer, die seit 2019 die Leitung des renommierten Ballet national de Marseille innehaben, ihre Uraufführung „Age Of Content“ (9.–12.8.) zum Thema virtuelle Medienwelten als große Eröffnungsproduktion.

Ein Jahr vor der Fußball-Europameisterschaft der Männer widmet sich der aus den Niederlanden anreisende tamilisch-australische Choreograf, Performance-Künstler und ehemalige Profispieler Ahilan Ratnamohan in „Josse Jnr.“ (10.–13.8.) der eigenwilligen Verbindung von Sprache, Migration und Fußball.

Kampnagel-Sommerfestival: Die Künstlerin wird auf der Bühne K.-o.-Tropfen einnehmen

Die potenziell verstörendste Arbeit aber kommt aus Brasilien: Als derzeit angesagte Newcomerin in den Performing Arts wird die Theatermacherin Carolina Bianchi aus São Paulo mit ihrer Kompanie Cara De Cavalo gehandelt. Aktueller könnte man ihre Produktion „The Bride And The Goodnight Cinderella“ (18.–20.8.) kaum nennen. Es geht darin um die jüngere Geschichte sexueller Gewalt an Frauen – Bianchi wird dazu selbst auf der Kampnagel-Bühne K.-o.-Tropfen einnehmen.

Politische und gewichtige Gegenwartsthemen wie dieses sollen beim Sommerfestival neben Streifzügen durch Pop-, Liebes- und virtuelle Welten stehen. Auch einige klangvolle, langjährige Festival-Begleiterinnen und Begleiter schauen vorbei: Florentina Holzinger lädt in „Ophelia’s Got Talent“ (17.–19.8.), das auch zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen wurde, zur feministischen Auseinandersetzung mit dem Element Wasser, die kanadische Choreografin Aszure Barton tut sich mit dem Star-Trompeter Ambrose Akinmusire zusammen (25.–27.8.)

Festival beschäftigt sich mit politischen und Gegenwartsthemen

Die Belgierin Miet Warlop hingegen lädt in „One Song – Histoire(s) Du Théâtre“ (10.–12.8.) zur performativ-musikalischen Totalverausgabung, und die französisch-österreichische Bühnenkünstlerin Gisèle Vienne präsentiert mit „Extra Life“ (23.–26.8.) eine neue Arbeit mit dem französischen Schauspiel-Star Adèle Haenel.

Internationales Sommerfestival 9.–27.8., Kampnagel und weitere Orte, Jarrestraße 20–24, Karten unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de