Hamburg. Die fünften Privattheatertage in Hamburg zeigen ab dem 20. Juni wieder zwölf starke Inszenierungen aus dem gesamten Bundesgebiet.

„Zweieinhalb mal um die Erde“, sagt Dramaturgin Sonja Valentin nicht ohne Stolz, sei die Jury gefahren. Also, gewissermaßen. Immer auf der Suche nach dem Besten, was deutschsprachige Privattheater im vergangenen Jahr auf die Bühnen gebracht haben. 106.000 Kilometer Wegstrecke, die Juroren der Privattheatertage in Hamburg sind wahrlich eine „Reisende Jury“. Am Mittwoch präsentierten die Festivalmacher um Intendant Axel Schneider (Kammerspiele, Altonaer und Harburger Theater) ihr Programm, alle eingeladenen Stücke sind für den Monica-Bleibtreu-Preis nominiert.

Wer nun glaubt, man müsse offenbar wirklich weit fahren, um endlich gutes Privattheater zu entdecken, der irrt: Mehr als 85 Produktionen haben sich bundesweit zu den fünften Privattheatertagen beworben, Zwölf wurden ausgewählt, weit mehr jedoch wären würdig gewesen, beteuern die Juroren. Autor Volkmar Nebe, Jurymitglied der Sektion „Komödie“, erklärt: „Von Schunkeln bis Sozialkritik haben wir wirklich zig qualitätvolle Aufführungen gesehen. Ich habe immer auf den Fremdschäm-Moment gewartet. Der kam aber nicht.“ Axel Schneider wirbt für das manchmal zu Unrecht marginalisierte Privattheater, das trotz knapper Kassen eben nicht ausschließlich auf Unterhaltung und schnelle Breitenwirkung ziele: „Es gibt dort unglaublich viel mutiges Theater, das vom Publikum trotzdem gut angenommen wird.“

Die Privattheatertage haben sich zu einem Branchentreff entwickelt, der die Vielfalt und die Qualität nicht nur aufzeigt, sondern – u. a. mit dem Bleibtreu-Preis, über den eine lokale Jury entscheidet – auch auszeichnet. Schon die Einladung nach Hamburg dient den Bühnen in ihren eigenen Bundesländern immer wieder als Argument gegenüber Sponsoren und Förderern.

In diesem Jahr sind Theater zwischen Singen (das Theater Die Färbe) und dem Ausrichtungsort Hamburg (das Ohnsorg mit „Soul Kitchen“) dabei. Gleich zweimal hat es das Wolfgang Borchert Theater aus Münster, übrigens das älteste Privattheater Deutschlands, geschafft: In der Kategorie „(Moderner) Klassiker“ kommt das Haus mit einer „Kabale und Liebe“-Inszenierung, in der Kategorie „Komödie“ mit Shakespeares „Was ihr wollt“. Ein Wiedersehen gibt es mit den Schauspielern Oliver Mommsen und Tanja Wedhorn, die für ihre Produktion „Eine Sommernacht“ 2013 schon einmal den Bleibtreu-Preis erhielten. Diesmal sind sie mit Neil LaButes „Lieber schön“ von der Berliner Komödie am Kurfürstendamm (Regie: Folke Braband) zu Gast.

Die Braunschweiger Komödie am Altstadtmarkt zeigt „Trennung für Feiglinge“, das Junge Theater Bonn „Supergute Tage“, das Zimmertheater Tübingen kommt mit einem NSU-Stück. Außerdem dabei sind das Ballhaus Naunynstraße aus Berlin, das Theater Lindenhof aus Melchingen, das Stuttgarter Forum Theater und das Kölner Theater im Bauturm. Gespielt wird zwischen 20. Juni und 3. Juli an neun verschiedenen Hamburger Bühnen, neben Schneiders eigenen Theatern sind das unter anderem das Ernst Deutsch Theater, der Lichthof, die Fa­brik und das Winterhuder Fährhaus.

Die Bundesförderung von 500.000 Euro, für die sich von Beginn an der Hamburger Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse (CDU) entscheidend starkgemacht hat und die bislang alljährlich neu beantragt werden musste, konnte in eine stabilere Dreijahresförderung gewandelt werden. Die Privattheatertage sind in jeder Hinsicht eine feste Größe geworden.

Privattheatertage 20.6.–3.7., verschiedene Spiel­orte, Karten zu 9 bis 29 Euro, Festivalpässe (alle Vorstellungen) von 54 bis 174 Euro unter Tel.
413 34 40; weitere Infos: www.privattheatertage.de