Hamburg. Hörenswert: Indierock von Palila, zeitgenössischer Pop von Michel van Dyke und ein Spaß für die Kleinen von Deniz & Ove.
Die Hamburger Plattenfirma Devil Duck Records glaubt an Gitarrenmusik. Und mit der Indierock-Band Palila tut sie äußerst gut daran. Die Songs des neuen Albums „Mint My Mind‟ strotzen nur so vor Dynamik, ideenreichen Melodien und wohlgesetzten Brüche.
Der Opener „Planet C4DCB‟ etwa walzt sich von getragener Melancholie hinein in etwas Wuchtigeres, Dunkleres. Und eine schwelgerische Hymne wie „Restless‟ zieht das Herz sehnsüchtig auf die Tanzfläche. Gitarrist und Sänger Matthias Schwettmann, Bassist Christoph Kirchner und Schlagzeuger Sascha Krüger machen keinen Hehl daraus, dass sie sich der Slacker-Kultur der 90er-Jahre verbunden fühlen.
Popmusik: Von Sehnsucht bis Kinderspaß – Neue Alben aus Hamburg
Und wie kunstsinnig dieses Hamburger Trio ist, zeigt das Video zu „Circles‟, in dem die Flucht vor sich selbst in reichlich hanseatischer Architektur inszeniert wird. Indierock mit Blick auf dessen Wurzeln und doch unbedingt mit eigenem Dreh.
Nach einem ganz anderen Genre wiederum hat Michel van Dyke sein neues Album benannt: „Discofox‟ (Michel van Dyke). Nach jenem Stil also, der ungelenke Tanzschul-Erinnerungen wachruft. Im Titelsong lässt sich van Dyke allerdings nicht in die schlagereske Seite des Discofox fallen, sondern beschwört eine interessante Stimmung zwischen Minimalismus und Leichtigkeit.
Neue Alben aus Hamburg: Van Dyke erzählt mit sprödem Witz von alternden Typen
Mit sprödem Witz erzählt er von einem alternden Typen, der sich doch mal wieder vor die Türe zwingt. Van Dykes Liebe reicht von Beat und Psychedelia der 60er- und 70er-Jahre bis hin zur zeitgenössischen Popmusik, was er mit Experimentierfreude und Grandezza auslotet.
Der Musiker, der sich unter anderem für den dauertollen Echt-Hit „Du trägst keine Liebe in dir“ verantwortlich zeichnet, schöpft popkulturell aus dem Vollen: Der Refrain von „Den Vögeln hinterher“ hat coldplayeske Züge, während „An Dir Vorbei‟ luftig swingenden Handclap-Charme besitzt.
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Um die Sorgen und vor allem Freuden der kleinen Menschen kümmern sich Deniz & Ove – und das mit viel Empathie, knackig verständlicher Sprache und hohem Spaßfaktor. „Looping‟ (Oetinger) ist der Nachfolger ihres feinen Kinderalbums „Bällebad‟ (2021).
Musik aus Hamburg: Jaspersen und Thomsen gehören schon lange zur lokalen Szene
Seit den Nuller-Jahren sind Deniz Jaspersen und Ove Thomsen integraler wie sympathischer Bestandteil der Hamburger Musikszene. Und mit viel Gespür für eingängige Pop-, Rock- und Folk-Melodien sowie mit leicht zugänglichen Texte erzählen sie nun vom Vermissen und von Weltumrundungen, die sich auch mit einer Karussellfahrt realisieren lassen.
Trotz der mitreißenden Qualität der Songs setzen die beiden allerdings nicht bloß auf Frohsinn, sondern schauen klug und facettenreich auf das kindliche Dasein – von der Zuflucht im „Baumhaus‟ bis zur hübsch-hintersinnigen Utopie „Wie wär’s‟. Und bei den lässigen Arrangements freuen sich auch die erwachsenen Ohren.