Hamburg. Im Körber-Forum räumt der Podcaster mit Vorurteilen auf – spricht aber auch über die Schattenseiten der Musik.

„Was mich an Rap fasziniert: dass ich einen Einblick in andere Welten bekomme“, sagt der Journalist und Podcaster Jan Kawelke. Er ist heute als Rap-Experte im Körber Forum eingeladen. Zusammen mit der Journalistin Omeima Garci spricht er dort über „Rap. Macht. Gesellschaft“.

Der Saal ist voll, schon vor Beginn des Gesprächs kehrt eine erwartungsfreudige Ruhe ein: Die Gäste scheinen gespannt zu sein. Garci und Kawelke sind ein überragendes Duo, mit guten Fragen und Einschüben moderiert die Journalistin den Abend, während der eingeladene Rap-Podcaster mit detailliertem Wissen glänzt.

Jan Kawelke räumt im Körber-Forum mit Rap-Mythen auf

Es geht um die Ursprünge von Rap in Deutschland und um den Mythos, dass es hier keine Ghettos gebe. Denn genau dort hat sich die Musikrichtung, die ebenso eine Subkultur ist, erst richtig entwickelt: „Am Anfang gab es Fanta vier, als das dann übergeschwappt ist, war die Mehrheitsgesellschaft erst mal ziemlich irritiert“, sagt Kawelke. Direkt am Anfang des Gesprächs machen die beiden auf dem Podium deutlich: Beim Rap „geht es um mehr als Gewalt und Drogen“, so formuliert es Kawelke, mit großer Zustimmung von Garci.

Vielmehr seien die Texte dazu da, Lebensrealitäten zu verarbeiten. Und die seien eben nicht immer rosig. Exemplarisch dafür zeigen sie verschiedene Lyrics von Rappern und Rapperinnen, oft geht es dabei um Rassismus-Erfahrungen oder um Polizeiwillkür. Gerade an solchen Songs zeige sich, dass die Musik dazu diene, Erfahrungen zu verarbeiten, Emotionen zu kanalisieren und „auf Missstände hinzuweisen“, sagt Garci.

Kawelke spricht über Schattenseiten der Musik

Von der häufig vorgebrachten These, dass Rap die Jugend verderbe, hält Kawelke nichts. Nicht die Texte seien Ursache für die Probleme, sie würden die Missstände vielmehr aufzeigen. Statt über problematische Songs zu sprechen, solle sich die Debattenkultur auf die wirklichen Krisen – Armut, Rassismus und das Vorhandensein von deutschen Ghettos – konzentrieren.

Es gebe jedoch ebenso Schattenseiten der Musik: Als Garci dieses Kapitel anmoderiert, merkt man, wie schwer es ihr als selbsterklärte Rap-Liebhaberin fällt, dass auch Themen wie Sexismus und Homophobie Teil des „Rap-Games“ sind. Das ist der größte Streitpunkt des Abends: Wie geht man mit politisch unkorrekten Künstlern um?

„Ich würde niemandem verbieten, bestimmte Musik zu hören“, sagt Kawelke dazu, das müsse jeder individuell mit sich ausmachen. Eindeutig glücklich wirkt er damit jedoch nicht. Auch im Publikumsgespräch zeigt sich eine gewisse Ratlosigkeit. So sagt einer der Gäste: „Es müsste doch der Konsens sein, dass man solche Lieder nicht mehr hört“, worauf Kawelke leicht resigniert antwortet: „Ich hoffe, so etwas stirbt einfach aus.“

Auch wenn es in Anbetracht der aktuellen Chart-Lage nicht realistisch scheint, macht der Abend deutlich, wie vielseitig und vor allem: wie politisch die Rap-Landschaft ist.

Ein Mitschnitt der Veranstaltung ist hier abrufbar.