„Tabaluga und die Zeichen der Zeit” gelingt farbenprächtig, fantasievoll und furios - auf vier Bühnen und mit vielen Überraschungen.
Hamburg. "Ich möchte mich bei Ihnen für diesen großartigen Abend bedanken", sagt die groß gewachsene junge Frau zu Peter Maffay. Geduldig hat sie auf der "Tabaluga"-Premierenfeier mit ihrem Freund gewartet, bis der Ring der Gratulanten und Freunde um den Sänger sich aufgelöst hat und sie an der Reihe ist. "Ich habe dich vorne gesehen", antwortet Maffay und hebt mit dem kumpelhaften Duzen die Distanz zwischen Star und Fan auf. Maffay strahlt, denn er ist an diesem Abend mit Komplimenten für die Bühnenversion von "Tabaluga und die Zeichen der Zeit" überschüttet worden.
Bei der Feier in einem der Restaurants in der O2 World haben sich inzwischen all die Tänzer und Sänger versammelt, die gerade noch als Eintagsfliegen und mongolische Säbelkämpfer über die weit in den Zuschauerraum gebaute Bühne gewirbelt sind, die unter einem überdimensionalen Schneckenhaus das Gegenteil von schnell gezeigt haben oder im Gefolge des bösen Schneemanns Arktos Eiseskälte in die sommerliche Welt des kleinen grünen Drachen Tabaluga brachten. Maffay und sein Regisseur Rufus Beck - als Magier auch auf der Bühne zu sehen - haben ein farbenprächtiges Spektakel mit Tänzern und Sängern in fantasievollen Kostümen inszeniert und erzählen darin die kindgerecht aufbereitete Frage: Was ist eigentlich Zeit?
Obwohl die auf vier Bühnen laufende furiose Show mit immer neuen Überraschungen aufwartet, will das Publikum in der ausverkauften Arena vor allem ihn sehen: Peter Maffay. Wenn er die Ballade "Ich hatte keine Zeit für dich" singt und allein mitten im Saal auf dem Bühnensteg steht, springen die Zuschauer auf und jubeln ihm zu, als wäre der Heiland erschienen. Dann reduziert sich der ganze aufwendige Bühnenaufbau zu Beiwerk; ihm, dem Sänger allein, wird gehuldigt.
Maffay scheint diese Rolle als Idol einerseits nicht geheuer. Er fühlt sich inmitten seiner Band genauso wohl, die im Bühnenhintergrund gewohnt versiert agiert. Maffay ist ein Teamplayer, und er wird nicht müde, das immer wieder zu betonen. Bei der Premierenfeier lässt er sich zusammen mit Rolf Zuckowski, Helme Heine und Gregor Rottschalk fotografieren, die gemeinsam vor fast 30 Jahren die Tabaluga-Figur erfunden haben, genauso betont er die wichtige Funktion von Rufus Beck, des Regisseurs des Rock-Musicals. Doch Maffay weiß auch, dass seine Fans ihm vertrauen und das ernst nehmen, was er in seinen Songs ausdrückt.
"Tabaluga und die Zeichen der Zeit" ist ein optimistisches und lebensbejahendes Musikmärchen. Der böse Schneemann Arktos wird vertrieben, der Tod ist ein lustig tanzender Geselle, und die Geschichte gipfelt in dem Gedanken: "Die Liebe siegt über die Zeit." Als Zugabe singt Maffay mit seiner Band "Ich wollte nie erwachsen sein" aus dem Vorgängermusical "Tabaluga und Lilli". Darin gibt es die Zeile: "Irgendwo tief in mir bin ich Kind geblieben." Auch das erklärt Maffays Erfolg: Er kann die Welt aus einem kindlichen Blickwinkel betrachten und die richtigen Fragen stellen.