In der Hamburger O2 World startet heute Abend Peter Maffays Musical “Tabaluga und die Zeichen der Zeit“ seine Reise durch Deutschland.

O2 World. Heinz Hoenig grantelt über seine Nase. "Du bekommst doch keine Luft, wenn du das Ding zwei Stunden aufhast." Inzwischen hat er sich von der langen roten Möhre in seinem Gesicht befreit und auch das weiße Kugelkostüm mit den schwarzen Punkten hängt wieder in einem der Schrank-Container neben 150 weiteren fantasievollen Bühnen-Outfits. Hoenig schlurft durch den Backstagebereich in Richtung Garderobe, während Julia Neigel sich am Büfett einen Teller mit Salat zusammenstellt. Draußen in der Campushalle, wo sonst die Handballer der SG Flensburg-Handewitt auf Torejagd gehen, läuft die letzte Hauptprobe für Peter Maffays Musical "Tabaluga und die Zeichen der Zeit". Hoenig spielt darin den bösen Schneemann Arktos, Julia Neigel die Kameliendame.

Die Gänge sind mit Kästen und Kisten vollgestellt, vor den Rolltoren stehen schon die ersten der insgesamt 17 Container-Trucks mit geöffneter Heckklappe bereit. Die Spannung bei Musikern und Tänzern auf der Bühne und den Technikern und Helfern in den Katakomben der großen Mehrzweckhalle ist zu spüren. Auf der Bühne unterbricht Regisseur Rufus Beck den Probendurchlauf zum wiederholten Mal, weil er mit Positionen der Tänzer nicht zufrieden ist, Produktionsleiter Berni Häffner, der Chef-Logistiker dieses "Wanderzirkus", brütet über den Plänen, welche Bühnenteile zuerst verpackt werden müssen. Drei Wochen lang haben die mehr als 35 Musiker, Tänzer und Schauspieler in Pahlen, einem Dorf in der Nähe von Flensburg, und in der Campushalle geprobt. Für die Premiere in Hamburg muss das ganze Equipment auf die Lkw verladen und dann in der O2 World wieder aufgebaut werden.

Peter Maffay wirkt entspannt. Doch seine Gelassenheit ist sehr bewusst zur Schau gestellt. "In uns brodelt es. Jeder ist aufgeregt und unter Spannung. Aber wenn diejenigen, die hier die Verantwortung tragen, in Hektik verfallen, überträgt sich das auf das ganze Team. Deshalb mimen wir hier die Obercoolen", sagt er. Fünf Tabaluga-Geschichten hat er seit 1983 zusammen mit den Co-Autoren und Zeichnern Rolf Zuckowski, Gregor Rottschalk und Helme Heine geschrieben. Nach "Tabaluga und Lili" (1993), "Tabaluga und das verschenkte Glück" (2002) ist "Tabaluga und die Zeichen der Zeit" jetzt die dritte und letzte Produktion, mit der Maffay, seine Band und Mitstreiter wie Rufus Beck auf Tournee gehen.

Die Märchen um den kleinen Drachen, der in "Grünland" lebt, ist eine Erfolgsstory sondergleichen: Mehr als drei Millionen Alben wurden insgesamt verkauft, 1,5 Millionen Konzert-Tickets wurden bei den ersten beiden Gastspielreisen abgesetzt. 54-mal werden Maffay und seine 150 Leute umfassende Crew das aktuelle Spektakel aufführen, viele der Shows sind lange ausgebucht.

In Flensburg gibt es noch ein paar technische Probleme, weil zweimal die Computer abstürzen, das Licht ausfällt und die Akteure plötzlich im Dunkeln stehen. "Natürlich ist man immer nervös, weil so viel Unvorhergesehenes passieren kann", sagt Maffay. Anders als bei den Proben läuft bei den tatsächlichen Shows aber ein Parallelsystem mit, sodass die computergesteuerte Lichtshow auch bei einem Rechnerabsturz ohne Verzögerung weiterlaufen kann. Weil der Ablauf gestört wurde, probt Beck mit einigen Tänzern noch eine Szene, am späten Nachmittag muss aber auch er Schluss machen, weil dann in Flensburg endgültig zusammengepackt wird.

Gleich fünfmal läuft das "Tabaluga"-Spektakel an diesem Wochenende zur Premiere in Hamburg, wo Maffay traditionell seine Tourneen startet. Die Fans dürfen sich auf ein farbenprächtiges Spektakel freuen. Für die Akteure in der O2 World jedoch ist der Auftakt extrem anstrengend: Zwischen der Nachmittags- und der Abendshow haben sie oft nur eine Stunde zum Verschnaufen. Maffay selbst hat sich für die Pause einen besonderen Ort ausgesucht: Er macht sein Nickerchen unter der Bühne.

"Tabaluga und die Zeichen der Zeit" heute 20.00, Sa 13.10., 15.00 u. 20.00, So 14.10., 13.00 u. 18.00, O2 World (S Stellingen), Sylvesterallee 2, Karten ab 39,95, erm. Kindertickets ab 24,95; www.tabaluga.com