Hamburg. Das Museum für Kunst und Gewerbe geht in fantasievoller Ausstellung auf Ideensuche für Zusammenleben, Nachhaltigkeit und Klimawandel.
Glaube ich an eine Zukunft? Wenn ja, wie wird diese aussehen, und welche Rolle werden wir darin spielen? Fragen, die sich in Pandemiezeiten wohl nahezu jeder irgendwann einmal gestellt hat. „Als wir die Ausstellung kuratierten, war noch kein Krieg am Horizont zu erkennen. Jetzt sehen wir: Die Zukunft, sie hängt an zarten Schnüren“, sagte Tulga Beyerle bei der Vorstellung ihrer neuen Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G). „Wir fordern uns und euch heraus, die Zukunft aktiv mitzudenken und mitzugestalten.“ Design könne sich auf spekulative Weise mit den Themen Zusammenleben, Nachhaltigkeit und Klimawandel auseinandersetzen.
Die drängende Frage nach der Zukunft brachte Beyerle und die Mailänder Kuratorin Maria Cristina Didero auf die Idee, internationale Designerinnen und Designer nach ihren Gedanken, Perspektiven und ganz praktischen Ansätzen zu befragen. Vier Designbüros erhielten von ihnen eine Carte blanche, konnten sich also ohne Vorgaben dem Thema nähern. Schon der erste Blick auf die Objekte von „Ask me if I believe in the future“ im ersten Geschoss macht klar: Die Projekte sind bunt und lebensbejahend. „Die gesamte Ausstellung ist eine optimistische Antwort auf unsere große Frage“, so Didero, die in diesem Jahr die Messe Design Miami leitet.
Ausstellung: Fantasievolle Installationen im MK&G
Der israelische Designer Erez Nevi Pana etwa entwirft mit seiner Installation „Homecoming“ ein futuristisches Panorama, in der die Menschen auf andere Planeten reisen können, aber immer wieder zurückkommen zur „Mutter Erde“ (diese stellt er als kleines Planschbecken dar, in dem Sauerstoffblasen blubbern, und verweist damit auf die beiden Stoffe, die der Mensch zum Leben braucht). In seinem Werk existiert eine Einheit von Menschen, Tieren und Pflanzen und ein Bewusstsein für die Schönheit der Welt, gefasst unter eine einheitliche Flagge mit blauem Kreis auf weißen Grund.
Im Nebenraum hängen große Stoffbanner von der Decke, sie zeigen Makroaufnahmen von rosaroten Blüten und rankenden Pflanzen. An einer Wand sind verschiedenfarbige Keramikteller angebracht, ebenfalls mit floralen und vegetalen Mustern. Die Ästhetik ist aber nur vordergründig, mit ihrer Arbeit „Future-Proof Plating“ will die niederländische Designerin Carolien Niebling auf Algen und essbare Pflanzen als Alternative zur konventionellen, CO2-produzierenden Lebensmittelindustrie hinweisen.
- Kunsthalle plant Caspar-David-Friedrich-Spektakel
- Triennale der Photographie: Herbert List feierte das Leben
- Festival zwischen Fotokunst und Bilderflut
Auf die grundlegenden Bedürfnisse des Menschen, die auch in Zukunft unabdingbar sein werden, fokussiert sich das italienische Designerduo Zaven. Zusammen mit traditionellen Handwerkern fertigten Enrica Cavarzan und Marco Zavagno archetypische Objekte: eine Stehlampe, ein Krug zum Trinken, einen Mantel, der wärmt und einen Stuhl zum Ausruhen. Auf die Frage, ob sie an die Zukunft glauben, antworten sie auf einem großen Banner unter sich bewegenden orangefarbenen Fransen keck mit „Why not?“.
Kraft tanken, Zuversicht gewinnen – in den „Teahouses for domesticity“ von „Objects of common interest“ kommt man den Zielen der Ausstellung sehr nahe. Riesig aufgeblasene PVC-Objekte aus recyclebarer Silberfolie, die wie eine Hüpfburgenlandschaft für Erwachsene wirken, laden das Publikum zu Nähe und Gemeinschaft ein. Auf formbarem Memory-Schaum lässt es sich fantastisch fläzen, in einer großen durchsichtigen Röhre schaukelt man mit seinem Gegenüber von links nach rechts, changierende Hologrammfolie verändert die Position der Mitmenschen je nach Position. Macht Spaß, diese Zukunftsvision!
„Ask me if I believe in the future“ bis 23.10., Museum für Kunst und Gewerbe (U/S Hauptbahnhof), Steintorplatz, Di-So 10.00-18.00, Do 10.00-21.00, Eintritt 12,-/8,- (erm.), www.mkg-hamburg.de