Hamburg. Drei tragende Rollen sind neu besetzt. Bei der Generalprobe vor Publikum war besonders der neue Harry Potter im Fokus.
Bei einer Generalprobe liegt stets ein gewisses Knistern in der Luft. Das ist bei einer großen Produktion wie „Harry Potter und das verwunschene Kind“ nicht anders. Obwohl der Saal am Dienstagabend durch die anwesenden Freunde, Familien und Fans fast so gut gefüllt ist wie bei einer normalen Vorstellung.
Nicht nur der neue Harry Potter wurde vom Publikum in Hamburg gefeiert
„Wir haben gerade die Abschlussklasse unseres zweiten Jahrgangs verabschiedet“, erklärt Theaterleiter Matthias Lienemann vor Beginn auf der Bühne. Im Dezember 2021 hatte das Stück um den nun erwachsenen Zauberer und die nächste Hogwarts-Generation am Hamburger Großmarkt Premiere. Seit Februar 2023 wird es in einer gestrafften Version von dreieinhalb Stunden gezeigt. Im Juni wiederum wurde die Marke von 500.000 Gästen geknackt. Und von Ende Mai bis zu diesem Tag habe der dritte Jahrgang nun intensiv geprobt, um seine Magie erstmals gemeinsam vor Publikum zu entfalten, erzählt Lienemann.
Beim großen Testlauf vor der Premiere am nächsten Abend liegen die Blicke vor allem auf den drei neu besetzten Hauptdarstellern: Josef Ellers als Harry Potter, Mattis Moll als dessen Sohn Albus und Fabian Koller als Scorpius Malfoy. Doch bevor die Geschichte mit all ihren Effekten und Emotionen startet, gibt es zunächst einen lauten Applaus für die 170 Beteiligten hinter der Bühne, die das Theaterereignis ermöglichen.
„Harry Potter“: Die Neuen feiern einen fulminanten Einstieg
„Am Ende bleibt’s eine Generalprobe. Was schiefläuft, soll so sein“, sagt Lienemann. Wohl wissend, dass dieser Harry Potter schon ziemlich zielsicher zaubert. Bis auf ein Mikrofon, das wenige Sekunden lang etwas rauscht, ist kein Patzer zu vernehmen. Vielmehr feiern die Neuen einen fulminanten Einstand.
Als Josef Ellers auf der Bühne erscheint, brandet kurz Szenenapplaus auf. Mit Dreitagebart, leicht windschiefem Haar und natürlich der markanten Brille gibt er einen äußerst virilen und komplexen Harry Potter. Doch zunächst fokussiert das Stück auf die neuen Junioren: Ganz wunderbar spielen Moll und Koller, wie sich die Söhne von Potter und Malfoy auf ihrer ersten Fahrt nach Hogwarts kennenlernen. Eine aufgekratzte Nervosität, eine jugendliche Unsicherheit.
Josef Ellers, der neue Harry Potter, zeigt eine dunkle Intensität
Ohnehin zeigt sich das Können der Schauspieler besonders bewegend in den Eins-zu-eins-Dialogen. Wenn etwa Harry und Albus energiegeladen und vielschichtig ihren Konflikt austragen. Sowohl Ellers als auch Moll transportieren die widerstreitenden Gefühle ihrer Figuren absolut wahrhaftig. Der Sohn in sich gekehrt und wütend. Der Vater unbeholfen, mitunter vor Weißglut zitternd und immer wieder scheiternd in seiner sorgenvollen Annäherung.
Der neue Harry Potter zeigt eine dunkle Intensität, die im Laufe der Handlung zunehmend lichter und transparenter wird. Im Gespräch mit Dumbledores Gemälde zeigt er reichlich Tiefgang, beim Aufbruch zu Albus’ Rettung strotzt er vor Euphorie.
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Als Publikumsliebling mit den meisten Lachern entpuppt sich bald Scorpius Malfoy. Koller verkörpert ihn ganz hinreißend als ungelenken wie ängstlichen Streber mit großem Herzen, dessen dunkle Vergangenheit immer wieder durchscheint. Dass sowohl der neue Harry als auch der neue Scorpius aus Österreich stammen, ist kaum zu hören. Nur ab und an schimmert ein wenig Schmäh durch. Charmant ist das. Und am Ende gibt es reichlich Beifall für diesen äußerst vielversprechenden Auftakt.