Hamburg. Äußerst originelle Inszenierung gastierte bei Privattheatertagen auf der kleinen Bühne des Allee Theaters – ohne plattes Happy End.
Mit der Liebe ist das so eine Sache und auch sie unterliegt dem Wandel der Zeit. Kate ist völlig perplex, als sich ihr Freund Steve auf Knien für das Patriarchat entschuldigt. Die ersten Lacher sind da schon in den ersten Minuten garantiert. Viele weitere werden ihnen folgen. Samantha Ellis’ Komödie „How to Date a Feminist“ ist das Stück der Stunde - es war in dieser Spielzeit auch an den Hamburger Kammerspielen zu sehen.
Bei den derzeit laufenden Privattheatertagen gastierte nun eine äußerst originelle Inszenierung von Sarah Speiser vom Gostner Hoftheater auf der kleinen Bühne des Allee Theaters. Schon der Einstieg ist ein Hingucker. In einer mit Plastikplanen verhängten Landschaft tanzen Matthias Eberle als Steve und Johanna Steinhauser als Kate auf einem Berg aufgetürmter, mit Graffiti besprühter Sitzmöbel zu Kate Bushs „Wuthering Heights“ einen effektvollen Ausdruckstanz.
Die geniale Bühne von Jörg Zysik werden beide im Laufe des Abends immer weiter munter verwandeln und aufs Neue umbauen. Die erste Party-Begegnung von Steve und Kate findet in der Enge eines senkrecht aufgerichteten Sofas statt. Sie hat gerade eine weitere katastrophale Liebesbeziehung hinter sich - fühlt sich aber auf ungute Weise zu den Machern, den rücksichtslosen Drauflos-Nehmern hingezogen. An die Möglichkeit, ihr Gefühlsschema zu durchbrechen, glaubt sie nicht.
Privattheatertage Hamburg: „How to Date a Feminist“ ist ein Feuerwerk an Spiellust
Und dann verliebt sie sich ausgerechnet in den soften, reflektierten Steve, der ebenfalls verlassen wurde von einer Frau, die ihn „als Konzept“ mochte. Aber auch diese Verbindung geht naturgemäß nicht ohne Hindernisse ab. Es ist ein großes Vergnügen, diesen spielfreudigen Darstellern bei ihrem verbalen Schlagabtausch zuzuschauen.
Der mündet irgendwann sogar in eine Hochzeitsfeier, bei der dann auch noch Steves aktivistische Mutter mit Kates bärbeißigem Vater zu mehr als einem Tänzchen zusammenfindet. Matthias Eberle gibt den „netten“ Steve genauso wie den fiesen Ex-Freund und den derben Patriarchen-Vater.
- Gipfeltreffen der Päpste- ein Duell zweier alter Männer
- Privattheatertage- Fantastisch gespielt vor halb leerem Haus
- Ohnsorg- Was sagt der „Generationenclub“ zur Platt-Debatte?
Und Johanna Steinhauser verwandelt sich im Bruchteil einer Sekunde von der ihren Gefühlen ausgelieferten Kate in die um den Weltfrieden besorgte Mutter und die Vernunft gesteuerte Ex-Freundin. Beide entfachen ein Feuerwerk an Spiellust - sehr zur Freude der Zuschauer. Und am Ende steht kein plattes Happy End, aber eine Art Utopie: Veränderung ist möglich. Auch in der Liebe.