Hamburg. Offensichtlich ja: Das US-Duo begeisterte 90 Minuten lang 4000 Fans jeden Alters im ausverkauften Hamburger Stadtpark.

Der größte Kracher kommt zum Schluss und alle singen mit: „Lonely Boy“ aus dem Album „El Camino“ ist die vielleicht bekannteste Nummer der Black Keys. „Oh, oh-oh, I got a love that keeps me waiting“, heißt die eingängige Refrainzeile, fast so populär wie „Song 2“ von Blur oder „Seven Nation Army“ von den White Stripes.

„Lonely Boy“ wurde häufig im Mainstream-Radio gespielt – was man von anderen Black-Keys-Nummern nicht sagen kann –, das Lied diente als Erkennungssong der ZDF-Comedy-Serie „Im Knast“ und war im Trailer des Computerspiels „Need For Speed“ zu hören. Es scheint, als haben die 4000 Fans im ausverkauften Stadtpark nur darauf gewartet, endlich mitzusingen und zum Ende des Auftritts der amerikanischen Bluesrocker noch mal richtig aufzudrehen.

Stadtpark-Konzerte: Das Publikum ist eine erstaunliche Mischung aus Alt und Jung

Der Blues-Rock feiert mit den Black Keys ein enormes Comeback. In den 1960er- und 1970er-Jahren war der Blues mit seinen überlangen gniedeligen Gitarren-Soli als „Jungs-Musik“ verschrien, das ist heute anders. Der Anteil zwischen weiblichen und männlichen Fans hält sich im Stadtpark die Waage. Das Publikum ist sehr heterogen, 20-jährige Mädchen wippen neben 70-jährigen Rock-Opas, die sich noch an das Rolling-Stones-Konzert vor 50 Jahren in der Ernst-Merck-Halle erinnern können.

Die Songs der Black Keys basieren zwar auch auf Riffs, doch die Nummern sind zwischen drei und fünf Minuten lang. Die Gitarren-Soli von Dan Auerbach sind entsprechend kurz und taugen nicht für Luftgitarristen. „In den Songs steckt sooo viel Gefühl“, sagt eine junge Frau über Lieder wie „It Ain’t Over“, „Howlin’ For You“ und „Gold On The Ceiling“. Das ist ein Grund für die Generationen übergreifende Popularität des US-Combo aus Akron, Ohio.

Das Duo wird auf Tour von vier weiteren Musikern unterstützt

Auerbach benutzt für seine Songs gängige Muster des Genres. Es geht um zerbrochene Beziehungen, unstetes Leben und die nie nachlassende Sehnsucht nach Liebe. Der Sänger und Gitarrist verfügt über eine unverwechselbare Stimme, mit der er die Gefühle transportiert, die in diesen ewig gleichen Themen stecken. Außerdem hat er ein untrügliches Gespür für die richtigen Haken, mit denen er seine Fans einfängt. „I Got Mine“, mit dem die Band das Konzert beginnt, „Fever“ und „Tighten Up“ sind solche Stücke, die einen mitreißenden Sog besitzen, dem sich niemand so einfach entziehen kann.

Nach jedem Song eine neue exotische E-Gitarre: Dan Auerbach von den Black Keys.
Nach jedem Song eine neue exotische E-Gitarre: Dan Auerbach von den Black Keys. © Thorsten Ahlf

Doch Auerbach steht nicht allein für die Black Keys. Sein Partner ist der Schlagzeuger Patrick Carney, ein ebenso cooler wie versierter Trommler. Sein Drumset ist auf der linken Seite der Bühne aufgebaut, Auerbach steht vor hohen Lautsprecherboxen auf der rechten Seite. Bei seinen Live-Auftritten benötigt das Duo jedoch weitere Musiker. Ein Quartett mit Bass, zweiter Gitarre, Keyboards und Percussion steht erhöht hinter Carney und Auerbach vor einer riesigen Leinwand, auf der während des 90 Minuten langen Auftritts bunte Videos laufen. Die sechs Akteure schaffen einen druckvollen, präzise aufeinander abgestimmten Sound. Klangliche Unschärfen gibt es keine.

Nach jedem Song reicht der Gitarren-Techniker ein neues Instrument

Showtypen sind die Black Keys jedoch nicht. Zum Ende des Konzerts geht Auerbach bei „She’s Long Gone“ nach vorn in Richtung Publikum und spielt dort mal ein Solo. Exaltiertheiten leisten Carney und er sich nicht. Sie sind Vertreter einer handgemachten Musik, die ohne überflüssigen Schnickschnack auskommen und auf die Kraft der Songs setzen. Auffällig ist höchstens, wie viele verschiedene Gitarren Auerbach während des Auftritts benutzt. Nach jedem Song reicht ihm der Gitarren-Techniker ein neues Instrument. Auerbach gilt als Perfektionist, immer auf der Suche nach dem richtigen Klang. Auch das zeichnet die Musik der Black Keys aus.

Angefangen hat das Duo 2001 in einer Garage von Carney. Auerbach lebt inzwischen in Nashville, wo er ein eigenes Studio betreibt und einen Haufen anderer Künstler produziert. Er ist unter anderem für die Wiederentdeckung der Blues-Legende Son House ebenso verantwortlich wie für die Produktion einer posthumen Tony-Joe-White-Platte oder die Alben des jungen Blues-Gitarristen Marcus King.

Elf Alben haben Auerbach und Carney inzwischen herausgebracht, ihre Popularität ist mit jeder Platte gewachsen. Den Status einer Club-Band haben die Black Keys schon lange verlassen, neben Kings of Leon sind sie die herausragenden und populärsten Vertreter des modernen Blues-Rock.

Stadtpark-Konzerte: Das Programm ist voll in Fahrt

Ihr Stadtpark-Auftritt besitzt jedoch immer noch die Intensität eines Club-Auftritts. Die Energie der Band überträgt sich in dem von hohen Hecken umrahmten Rund vom ersten Riff an auf die dicht gedrängt stehenden Fans. Die konnten sich im Übrigen auch schon über das Vorprogramm freuen: Mit Spoon spielte eine angesagte Indie-Rockband aus Austin vor dem Haupt-Act.

Der Stadtpark erlebt überhaupt in dieser Woche einen Kracher nach dem anderen. Nach den ausverkauften Konzerten von OneRepublic, Hollywood Vampires und den Black Keys geht es am 30. Juni mit dem schottischen Sänger Paolo Nutini und am 1. Juli mit Nena weiter. Für Nutini gibt es noch ein paar Restkarten, Nena ist ausverkauft.