Hamburg. Kirchentauglich ist die schwedische Heavy Metal Band Ghost nicht gerade – aber 6700 Fans hatten in Hamburg einen starken Konzertabend.

Die Warteschlange vor der Barclays Arena ist lang und besteht vorwiegend aus schwarz gekleideten Menschen fast jeden Alters. Da steht die als Nonne verkleidete Mittzwanzigerin neben dem älteren Herrn, dessen Jeanskutte mit Aufnähern von Iron Maiden, Def Leppard und Slayer verziert ist.

Kaum erklingen wenig später die ersten Töne, hat die schwedische Heavy Metal Band Ghost das Publikum auch schon im Griff. E-Gitarren Riffs und schwere Bässe hämmern den zumindest in den vorderen Reihen vorwiegend jungen Damen ein seliges Lächeln ins Gesicht.

Ghost in Hamburg: Mit 6700 Besuchern ist die Barclays Arena ganz gut gefüllt

Sänger Tobias Forge, alias Papa Emeritus IV, intoniert „Kaisarion“ zuerst, dann das Grammy nominierte „Rats“. Sozialkritisch schlägt Forge damit den Bogen von der die Pest verursachenden Rattenplage zum heutigen zwischenmenschlichen Verhalten – das Publikum singt mit, lässt sich die gute Laune nicht verderben. Warum auch!

Mit 6700 Besuchern sind die unteren Ränge und der Innenraum in der Arena gut gefüllt, und die Stimmung steigt von Lied zu Lied. Beim eher ruhigen „He Is“ flackern die Handys auf, irgendwo brennt sogar die Flamme eines altmodischen Feuerzeugs. Obwohl die Band die Leistungsfähigkeit der Soundanlage sehr reichlich ausnutzt, verschafft sich das Publikum bei „Mary On A Cross“ ordentlich Gehör.

Heavy Metal Band Ghost: Geisterbeschwörung auf der Bühne

Immer wieder leuchten bunte Kirchenfenster auf der Bühne auf und erzeugen den Eindruck eines Gotteshauses. Die Liedtexte vermitteln allerdings kaum einen bibeltreuen Geist. Auch die Bandmusiker, allesamt unter fliegerkappenähnlichen Masken versteckt und nur als „namenlose Ghuls“ bezeichnet, wirken eher kirchenuntauglich.

Nach zwei Stunden inklusive dreier Zugaben ist dann Schluss. Für die allermeisten sicher ein gelungener Abend. Wer – was bisweilen vorkommt – meint, Tobias Forge solle sich etwas von dem Horror eines Alice Cooper aneignen, sollte bei den satanischen Texten vielleicht noch einmal ganz genau zuhören.