Hamburg. Mit dem Matthias-Brandt-Solo „Mein Name sei Gantenbein“ geht das Hamburger Theaterfestival zu Ende. Gut 11.000 Zuschauer waren dabei.
Man kann Oliver Reese nicht vorwerfen, dass er sich als Regisseur in den Vordergrund drängen würde. Von Zeit zu Zeit inszeniert der Intendant des Berliner Ensembles selbst, und jedes Mal fragt man sich, was den gelernten Dramaturgen eigentlich an der Regie interessiert.
Auch die Dramatisierung von Max Frischs „Mein Name sei Gantenbein“, als Gastspiel beim Hamburger Theaterfestival im Thalia Theater zu sehen, macht da keine Ausnahme: Die Inszenierung ist stückdienlich, gediegen, stilbewusst. Schauspielertheater, das total auf den mehr als Filmstar denn als Theatermann bekannten Matthias Brandt zugeschnitten ist.
Und Brandt erfüllt die Erwartungen. Der 61-Jährige, der seit 20 Jahren nicht mehr am Theater gearbeitet hatte, trägt den Monolog mit überraschend nuanciertem Spiel, als Mann, der sich Identitäten erfindet und tastend in seiner Fantasiewelt herumirrt. „Ich probiere Geschichten an wie Kleider“, heißt es bei Max Frisch, und Brandt ist ein Meister dieses Anprobierens, das Existenz als Spiel versteht. Nur weiß Reeses Regie mit dieser schauspielerischen Leistung wenig anzufangen.
Hamburger Theaterfestival: Gut 11.000 Zuschauer sahen die zwölf Vorstellungen
Hansjörg Hartung hat eine beeindruckende Bühne gebaut: eine Lichtskulptur, die entfernt an das Display eines Smartphones erinnert und in der Gantenbein sein Selbst entwirft. Aber was er da entwirft, ist ziemlich von gestern – Brandts Gantenbein ist jemand, der alle Möglichkeiten der Identitätsfindung hat und dem nichts Besseres einfällt, als sich in altbackenen Beziehungskonventionen zu verheddern.
Vieles an dieser Inszenierung erinnert an die Siebziger: die Ästhetik der abgerundeten Ecken, der blubbernde Loungejazz (Musik: Jörg Gollasch), das ständige Whiskygetrinke, leider auch das Geschlechterbild. Aber toll sieht das alles aus, zugegeben. Und Brandt, wie gesagt, ist großartig – tosender Applaus.
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Mit zwei ausverkauften „Gantenbein“-Aufführungen endet die 15. Ausgabe des Theaterfestivals. Zur allgemeinen Zufriedenheit: Gut 11.000 Zuschauer sahen die zwölf Vorstellungen mit Gastspielen vom Wiener Burgtheater, dem Deutschen Theater Berlin, der Berliner Schaubühne, dem Staatsschauspiel Dresden und schließlich dem Berliner Ensemble. Das ergibt eine Auslastung von 97 Prozent, und diese beeindruckende Zahl mag ein Hinweis darauf sein, dass das Publikum anscheinend ein Bedürfnis hat nach großen Schauspielern und eher zurückhaltender Regie.