Hamburg. Der Trompeter kam mit hochkarätigen Mitstreitern in die Elbphilharmonie. Emotionale Zugabe begeistert das teils recht junge Publikum.
Eine elektrische Jazz-Combo und ein Streichquartett zusammen auf der Bühne. Kann das gut gehen? Ja, es kann, wie Terence Blanchards E Collective und das Turtle String Quartet bei ihrem grandiosen Auftritt im ausverkauften Kleinen Saal der Elbphilharmonie zeigen. Möglich ist das durch die Offenheit der vier Streicher um den Gründer David Balakrishnan.
Jeder der vier ist klassisch ausgebildet, beherrscht aber auch die Kunst der Improvisation, wie der aus Bochum stammende Bratscher Benjamin von Gutzeit bei der Vorstellung seiner Kollegen erzählt. Die vier bekommen in der etwa zehnminütigen Komposition „The Second Wave“ ausführlich Gelegenheit, zu zeigen, was jeder Einzelne und alle gemeinsam als Ensemble draufhaben.
Elbphilharmonie: Terence Blanchard mit grandiosem Auftritt
Beeindruckend ist etwa das von arabischer Musik beeinflusste Spiel des Cellisten Naseem Alatrash, der unter anderem ein Jahr lang in Lübeck studiert hat und jetzt im New Yorker Stadtteil Brooklyn lebt – wie die meisten der neun Musiker.
Im Zentrum des Konzertes steht jedoch Terence Blanchard. Der Trompeter, 1962 in New Orleans geboren, gehört zu den visionärsten und kreativsten afroamerikanischen Musikern der Gegenwart. Mehr als 40 Soundtracks unter anderem für seinen Freund Spike Lee, aber auch für andere Regisseure hat er komponiert. Filmmusik ist in der Elbphilharmonie nicht das Thema, es geht um Wayne Shorter.
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Auf seinem aktuellen Album „Absence“ widmet Blanchard sich dem legendären fast 90 Jahre alten Saxofonisten, der mit Miles Davis (1926-1991) gespielt und die legendäre Band Weather Report gegründet hat. Sein Stück „The Elders“ wird durch die Energie des E Collective zu einer mitreißenden und groovenden Nummer inklusive aller Freiheiten, die im zeitgenössischen Jazz üblich sind.
Terence Blanchard in der Elbphilharmonie: Publikum beklatscht jedes Solo
Blanchards Trompete klingt meistens warm, aber er kann auch rasiermesserscharfe Riffs spielen. Verblüffend ist Schlagzeuger Oscar Seaton. Er trommelt mit allergrößter Variabilität und ist weit mehr als ein Rhythmusgeber. Zusammen mit dem lässigen Bassisten David Ginyard bildet er das Rückgrat des E Collective. Beide können grooven wie in einer Funkband, aber sie können auch unermüdliche Antreiber sein.
Geradezu stoisch wirkt Gitarrist Charles Altura. Er steht am rechten Bühnenrand etwas abseits des +Geschehens, doch mit seinem filigranen Spiel setzt er ebenfalls wichtige Akzente im Gesamtklang. Auch Pianist Taylor Eigsti überzeugt mit virtuosen Soli und ist ein wichtiger Teil dieser perfekt aufeinander abgestimmte Band.
Man merkt jedem Musiker den gemeinsamen Spaß auf der Bühne an und dieses Gefühl überträgt sich auf das zum Teil recht junge Publikum, das jedes Solo beklatscht und am Ende vehement eine Zugabe fordert. Blanchard wählt dafür einen Song namens „Soldiers“ aus. Doch es geht nicht um Soldaten, sondern um Sozialarbeiter, „die nicht genug Beachtung finden“, wie er sagt. „Soldiers“ ist auch eine Erinnerung an seine Mutter. Sie hat in New Orleans lange als Sozialarbeiterin gearbeitet.