Hamburg. Die Oper von Carl Maria von Weber am Altonaer Allee Theater ist zwar ab fünf Jahren, aber zwischenzeitlich ganz schön gruselig ...

Wenn ein Kinderstück wegen technischer Probleme 20 Minuten später anfängt, dann sorgt das für reichlich wippende Knie und steigenden Geräuschpegel. Da wird dann Origami mit der Eintrittskarte gebastelt und mit dem besten Freund noch einmal der „Wednesday‟-Dance durchdiskutiert. Umso größer dann die Freude, wenn es losgeht und sich eine ganz eigene Welt eröffnet. So geschehen bei der Premiere von „Der kleine Freischütz‟ im Altonaer Allee Theater.

Es ist durchaus eine Herausforderung, die gut 200 Jahre alte romantische Oper von Carl Maria von Weber für das junge und digital affine Publikum von heute aufzubereiten. Regisseur Sascha Mink gelingt das in der Textfassung von Barbara Hass ganz vorzüglich. Auch wenn vor einem Besuch durchaus eine gewisse Vorbereitung zu empfehlen ist.

Das Gießen von Freikugeln begeistert die Kinder

Denn nicht jedes kunstvoll gesungene Wort erschließt sich dem ungeübten Kinderohr. Andererseits treiben einfach gehaltene Sprechpassagen sowie ein extrem munter aufspielendes Ensemble die Geschichte in anderthalb Stunden flott voran.

Robert Elibay-Hartog gibt den Jägerburschen Max als Hipster mit Bart, Beaniemütze und Karohemd. Angemessen verdrossen hadert er mit seinem Pech beim Schießen. Hängt doch von seinem Zielvermögen die Hochzeit mit Agathe, der Tochter des Erbförster, ab. Sein Kollege Kaspar verführt ihn daher, sich dunkler Mächte zu bedienen und sogenannte Freikugeln anzufertigen.

Hernán Vuga verkörpert den Gegenspieler als virilen Bad-Boy im Jeans-Look. Wie er im dichten Bühnennebel den bösen Samiel heraufbeschwört, lässt so manches Kind aufgeregt vom Sitz aufstehen. Und wenn Kaspar die Freikugeln gießt, begleiten Projektionen von Spinnen, Blitzen, Feuer und Schädeln sein Treiben. Bei vielen Kindern sorgt dieser expressive Budenzauber für große Begeisterung. Manchen ist das Geschehen zur furios-finsteren Musik dann aber doch zu unheimlich, sodass es in der Pause durchaus Redebedarf mit Eltern, Oma oder Opa gibt.

Kostüme und Bühne holen die Oper gekonnt in die Gegenwart

Als knalliges Kontrastprogramm fungiert Brautjungfer Ännchen (Anne Elizabeth Sorbara im coolen Rockabilly-Outfit), die im Duett mit Agathe (Lilia-Fruz Bulhakova) eine tolle Dynamik entfesselt. Wie ohnehin Kostüme und Bühne von Katia Diegmann die Oper gekonnt in die (kindliche) Gegenwart holen. Allein wie sie die Biedermeierlichkeit in der Forsthaus-Stube mit putzigen Porträts von Hase, Fuchs, Dachs und Schaf ironisiert, ist wirklich hinreißend.

Makiko Eguchi (Piano, Dirigat), André Böttcher (Geige) und Sonja Jünemann (Klarinette) spielen im Mini-Operngraben mit Verve. Und die Inszenierung zwischen Dramatik und Witz wird am Ende mit reichlich Jubel quittiert.

„Der kleine Freischütz‟ (ab 5 J.) Allee Theater für Kinder, weitere Termine ab 18. Februar, Karten unter www.alleetheater.de