Hamburg. Das Publikum wappnete sich mit Decken gegen die Kälte in der Jazzhall. Das Konzert des Shannon Barnett Quartets lohnte sich dennoch.
Es ist ziemlich kühl am Freitagabend in der Jazzhall der Hochschule für Musik und Theater, offensichtlich wird auch hier Energie gespart. Nur gut, dass ein Karton mit Decken bereitsteht – zumal sich doch alles etwas hinzieht. Eigentlich sollte Posaunistin Shannon Barnett mit ihrem Quartett um 20 Uhr auf der Bühne stehen, doch bis auf Schlagzeuger Fabian Arends, der bereits am Tag zuvor angereist war, sitzt die Band noch im verspäteten Zug aus Köln, wo die Australierin bei der WDR Big Band unter Vertrag steht.
Am Ende wird die Reise neun Stunden gedauert haben, aber die Stimmung auf der Bühne ist dann trotzdem entspannt. Auch vor der Bühne übrigens, weil ein spontan zusammengestelltes Trio aus Jazz-Federation-Mitgliedern und Fabian Arends mit einem gut 20-minütigen Set dem Publikum die Wartezeit verkürzt hatte.
Shannon Barnett Quartet: Posaunistin immer wieder im Mittelpunkt
Als das Shannon Barnett Quartet um 21 Uhr loslegt, gibt es vor allem Material des Albums „Bad Lover“ zu hören. Die Komposition „Bad Luck“ passt zum bis dahin eher gebrauchten Tag, zu „Bad Neighbour“ erzählt Barnett die Anekdote, wie eine ebenfalls musizierende Nachbarin sie einmal bat, ihr Horn zu reparieren – das Ergebnis hörte sich nicht gut an...
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Natürlich steht die Posaunistin immer wieder im Mittelpunkt, doch ihr hervorragender Saxofon-Partner Stefan Karl Schmid bekommt ebenso viel Rampenlicht ab und auch Davis Helm am Bass und Fabian Arends haben immer wieder Gelegenheit, sich in den Vordergrund zu spielen. Ein hörenswerter Auftritt, mit dem die Jazz Federation als Veranstalter ihr Konzertjahr abschließt. Das Programm für 2023 wird demnächst bekannt gegeben, sicher ist bereits, dass Pianist Aaron Parks und Saxofonist Steve Coleman nach Hamburg kommen werden. Dann dürfte es in der Jazzhall auch nicht mehr so kühl sein, wie an diesem langen Abend.