Hamburg. Der Sänger und Schauspieler hatte einen starken Auftritt mit seiner Band, der er auch gern mal den Vortritt ließ. Eine Konzertkritik.

Als sich die Saaltüren öffnen und die ersten Zuschauerinnen und Zuschauer zur Garderobe eilen, wird die Bühne doch noch ein letztes Mal in rotes Licht getaucht. Gustav Peter Wöhler kehrt zurück, seine Band stimmt die ersten Takte von „Eternal Flame“ an, dem Hit der Bangles. Mit dem Refrain „Close your eyes“ entlässt Wöhler seine Fans in die nasskalte Dezembernacht. Und irgendwie fühlt sich der Regen beim Gang aus der Laeiszhalle in Hamburg wärmer an.

„Wir singen, was wir in den vergangenen 25 Jahren so zusammengehittet haben“, hatte Wöhler (66) zu Beginn des Konzerts am Montag versprochen. Er sollte Wort halten. Der Herzenswärmer reihte Klassiker der Popgeschichte wie „Your Song“, „She’s Always A Woman“, „Red Red Wine“ oder „Moon Shadow“ aneinander.

Nun ist die Gattung singender Schauspieler ja derzeit durchaus gefragt, auch die „Tatort“-Ermittler Jan Josef Liefers und Axel Prahl füllen mit ihren musikalischen Darbietungen die Hallen. Und doch ist Wöhler ein Sonderfall. Er sang schon Anfang in den 1980er-Jahre als junges Ensemblemitglied des Schauspielhauses im Logo. Im Grunde begann seine Karriere bereits als Kind in der Herforder Kneipe seiner Eltern: „Wenn der Männergesangsverein bei uns seine Weihnachtsfeier hatte, musste Klein-Gustav singen.“

Gustav Peter Wöhler in Hamburg: Er schwingt auch mal ungeniert den Humorhammer

Diese Musikalität paart sich mit Schauspielkunst – eine wunderbare Kombination. Wöhler ist, das darf man sagen, eine Rampensau, der auch mal ungeniert den Humorhammer schwingt. Zu „Moon Shadow“, dem großen Hit des später zum Islam konvertierten Cat Stevens, faltet er sein Halstuch zum Turban, in die berühmte Popballade mischen sich orientalische Klänge.

Er spricht über seine Homosexualität („Mit 14 wusste ich, dass es mit meinem Berufswunsch Pastor schwierig werden könnte“) und über seine Leidenschaft für die Sendung „Nightflight“ mit Alan Bangs auf dem britischen Soldatensender BFBS: „Da klebte mein Ohr am Transistorradio.“

Wöhler flirtet in Hamburg mit dem Publikum

Der „König der Nebendarsteller“, wie Wöhler gern genannt wird, darf auf der musikalischen Bühne endlich Star sein. Er flirtet mit dem Publikum, tänzelt, dreht Pirouetten wie ein Eiskunstläufer. Und doch kann dieses Konzert nur funktionieren, weil er mit Kai Fischer (Piano) Olaf Casimir (Bass) und Mirko Michalzik (Gitarre) großartige Musiker um sich gescharrt hat.

„Die Jungs kriegen Aussatz, wann man sie als Coverband bezeichnet“, hat er jüngst dem Abendblatt gesagt. Verständlich. Wer ihre kunstvoll gewebten Arrangements hört, ahnt den Schweiß der vielen Probestunden. Und wenn sie ihre Soli spielen, steht Wöhler als Zuschauer im Halbdunkel, ganz still, die Hände gefaltet. Der König der Nebendarsteller weiß, wann er die Bühne anderen überlassen sollte.