Hamburg. Als Erste Gastdirigentin des Hamburger Orchesters gab Han-Na Chang ihr gefeiertes Antrittskonzert in der Laeiszhalle.
Eine Maestra ist auch im Jahr 2022 eine Seltenheit. Noch seltener jedoch ist die Geschichte von Han-Na Chang, sie ist ein Novum: Im Herbst 2021 kurzfristig bei einem Konzert eingesprungen, begeisterte sie alle Beteiligten und wurde engagiert. Als Erste Gastdirigentin der Symphoniker Hamburg gab sie ihr Antrittskonzert nun am zweiten Adventssonntag in der Laeiszhalle.
Der asymmetrisch-moderne Schnitt ihres Fracks passte zum erfrischenden Auftreten: zurückhaltend und klassisch, aber mit Raffinesse im Detail. Rossinis Ouvertüre zu der Oper „Wilhelm Tell“ eröffnete das Konzert. Ein Auftakt, der schon mit den ersten Tönen verkündete: Diese Dirigentin hat das Orchester im Griff. Ohne Pult und Partitur leitete sie ihre Musiker zielsicher durch das Stück – und gab sich selbst ganz der Musik hin.
Laeiszhalle: Han-Na Chang hat das Orchester im Griff
Immer wieder lächelte sie den Symphonikern anerkennend, beinahe dankend zu. Manches Mal ließ Han-Na die Hand mit dem Taktstock ganz ruhen, um nur mit den linken Fingerspitzen Dynamik und Tempo in die Luft zu zeichnen – als wolle sie keinen Gegenstand, keine Distanz zwischen sich und den Musikern.
- Wie eine Gastdirigentin die Symphoniker Hamburg bereichert
- Wie die Symphoniker Hamburg neu durchstarten wollen
- Konzert, Kabarett, Theater: Unsere Kultur-Tipps der Woche
Eine große Natürlichkeit und Unmittelbarkeit liegt in ihrem Stil. Der energetische Galopp von Rossini ging in tosenden Applaus über: Schon das erste Stück wurde wie ein Finale beklatscht. In Schostakowitschs erstem Cellokonzert entlockte der Solist Mischa Maisky seinem Instrument alle Härte und Verwundbarkeit des Werks.
Ein glänzendes Debüt
Der Lehrer und seine einstige Cello-Schülerin Han-Na Chang waren auf der Bühne vereint, das anschließende Klatschen und Beben im Publikumsraum wollte nicht enden. Zurecht bei diesem Solisten und der hervorragenden Dirigentin, die mit einer präzisen Leichtigkeit und absoluten Hingabe überzeugte. Das konnte Beethovens Symphonie Nr. 7 nur unterstreichen.
Han-Nas Verbindung mit dem Orchester war spürbar, feinfühlig arbeitete sie mit den Symphonikern Hamburg alle Energie und Farbe heraus. Es schien fast, als sei es unter ihren Händen neu entstanden – weil sie sich vollkommen einließ auf das Werk. Han-Na Chang lächelte zufrieden inmitten des Beifallsturms. Ein glänzendes Debüt.