Hamburg. Die bunte Musical-Version des Märchenklassikers begeistert das Publikum – mit kleinen und großen Überraschungen.

Man könnte meinen, ein Märchen-Klassiker wie „Aschenputtel“ lockt heutzutage keine müde Maus mehr hinterm Tablet hervor. Was aber, wenn das Waisenkind plötzlich ein Junge ist, der von Stiefmutter- und -bruder schikaniert wird, wenn der Schuh ein Glitzer-Sneaker mit entscheidender Sprechrolle ist und eine geschäftstüchtige Fee zum Game-Changer wird – aber erst, wenn der Vertrag unterschrieben ist?

Dann präsentiert die Komödie Winterhuder Fährhaus ihre Musical-Version der Geschichte, „Aschen Puttel“. Bei der Premiere vor ausverkauftem Hause zeigte sich das Publikum über alle Altersschichten hinweg begeistert von den kleinen und größeren Überraschungen.

Komödie Winterhuder: "Aschen Puttel" begeistert das Publikum

Die größten Lacher erzielten die ambitionierten Darsteller mit amüsanten Zitaten aus Jugendsprache, Influencer-Denglisch, Promiwelt und Werbung. Dabei ist die Produktion auch eine moderne Parabel auf ernsthafte Themen wie die notwendige Ablösung von verkrusteten Traditionen und gesellschaftlicher Festlegung durch soziale Herkunft.

Wenn Stiefmutter- und -bruder (fantastisch überheblich-bösartig gespielt von Garance Schlüter-Bazile und Marlon Hangmann) den verunsicherten Aschenputtel in den eigenen vier Wänden fertig machen, kann einem schon das Blut in den Adern gefrieren. Arne Gedigk und und Mats Sharma haben neben vielen romantischen Musical-Balladen dazu den starken Song „Du bist ein Nichts!“ komponiert.

Standing Ovations für "Aschen Puttel": Team kommen die Tränen

Alexandra Kurzeja und Torben Padanyi ist mit ihrer Bühnenfassung und ihrer liebevollen Verkörperung von Aschenputtel und Königstochter eine witzig-berührend, charmant-freche Mélange aus weiser Märchenerzählung, erheiternder Sitcom und romantischem Musical gelungen. Dazu trägt auch die poppige Kulisse bei, die sich im Handumdrehen vom überkandidelt rosa-pinken Eigenheim zum schlichten Marktplatz oder glamourösen Ballsaal verwandelt.

Beim Abschluss-Applaus rufen viele Zuschauer nach einer „Zugabe“ oder geben Standing Ovations, während dem Team auf der Bühne die Tränen kommen. „Aschen Puttel“ war die erste eigene Produktion nach dem Tod von Christian Berg Anfang 2022, dessen Märchen elf Jahre lang die Kindertheater-Arbeit am Hause geprägt hat. Seine Idee von einem Aschenputtel-Jungen lebt in der Inszenierung weiter. Ganz im Sinne des sprechenden Glitzer-Sneakers: „The Schuh must go on“! (lisa)

„Aschen Puttel“, Komödie Winterhuder Fährhaus, weitere Vorstellungen bis 31.12.2022; Tickets ab 16,- € (Kinder), 21,- € (Erwachsene) unter www.komoedie-hamburg.de