Hamburg. Die wuchtige Produktion „Tutto Brucia (Everything Burns)“ erzählt von Tod, Verzweiflung und Zerstörung. Ein überwältigender Bühnenabend.

Die italienische Performance-Gruppe Motus um ihre Gründer Enrico Casagrande und Daniela Nicolò ist seit den 1990er-Jahren ein häufiger Gast auf Kampnagel. Schon immer ist es das Markenzeichen der Gruppe, die ganz großen Themen – auch der Literatur – in überwältigende Bühnenabende zu verwandeln. So auch in der aktuell auf Kampnagel gastierenden Produktion „Tutto Brucia (Everything Burns)“ auf der Basis von „Die Troerinnen des Euripides“.

Die ganze Bühne ist von feiner Asche bedeckt. Wenige Neonröhren leuchten. Am Rand begleitet die Musikerin Francesca Morello alias R.Y.F. die Wehklage der Hekuba (Silvia Calderoni), Gattin des Trojanerfürsten Primaos. Die Stadt Troja liegt in Trümmern. Überall Tod, Zerstörung, Kadaver von Meeresungeheuern.

Kampnagel: Überwältigender Bühnenabend mit „Tutto Brucia (Everything Burns)“

Die beiden glänzenden Performerinnen Silvia Calderoni und Stefania Tansini tanzen auf den Ruinen und sprechen Texte von Jean Paul Sartre bis Donna Haraway. Immer wieder führen sie dabei Zwiesprache mit den rauen, an die Indierock-Tradition der 1990er-Jahre erinnernden Gitarrenklängen von Francesca Morello.

Wenn sie um die im Krieg gefallenen Söhne trauern, um die verlorene Freiheit, dann verorten sie das Geschehen längst nicht nur bei dem Dichter der Antike. Man ist in den Schrecken der Gegenwart angekommen.

Eindringlich lassen Calderoni und Tansini ihre Körper sprechen, offenbaren alle Grade der Verzweiflung – und werden zu gespenstischen Wesen. „Tutto Brucia“ ist eine grandiose Wehklage, die einem mit der Wucht der klugen Reduktion tief ins Innere fährt.

Motus: „Tutto Brucia (Everything Burns)“ weitere Termine 2.12., 20 Uhr, 3.12., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestr. 20-24, Karten unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de