Hamburg. Bei ihrer 15. Gala auf Kampnagel zeigen die Tänzer der HipHop Academy ihr Können. Viel Applaus für selbst entwickelte Produktion.

Es gibt das Vorurteil, dass man HipHop nur auf der Straße erlernen könne, nicht etwa in einer Schule. Was natürlich Blödsinn ist: Bei Rap, Breakdance, Streetstyle, Human Beatboxing und allen übrigen Aspekten der HipHop-Kultur geht es nicht zuletzt um Körperbeherrschung, um Audruck und um Bühnenpräsenz, und natürlich ist so etwas auch Handwerk.

Handwerk, das man sich tunlichst von Leuten beibringen lassen sollte, die etwas davon verstehen. Bei der HipHop Academy, die für Jugendliche zwischen 13 und 25 Jahren ein überwiegend kostenloses Trainingsprogramm an 45 Standorten in Hamburg anbietet. Und die auf Kampnagel ein Galaprogramm zum 15. Jubiläum zeigt.

Gala auf Kampnagel: HipHop ist immer auch Politik

Der Abend ist zweiteilig. Als Aufwärmer gibt es einen Überblick über die Arbeit unterschiedlicher Leistungsstufen, zunächst mit den „Calypso Kids“, einer Art Vorschule ab sechs Jahren, die unter der Leitung der Choreografin AnDy Calypso das Programm „Woman Life Freedom“ (in Anlehnung an die Proteste im Iran – HipHop ist immer auch Politik!) zeigt.

Es folgen auf Geschwindigkeit und Kraft setzende Performances von „New Classics“ und „Die Antwort“, um schließlich in eine souveräne Darbietung von Franklyn Kakyire, Jango P.Nd. Jackson und Marco Baaden (immerhin Trainer des Olympiakaders für Breaking, da ist man längst nicht mehr im Nachwuchs!) zu münden.

HipHop Academy Hamburg zeigt berührendes Musiktheaterstück

In einem zweiten Teil dann werden die beeindruckenden Einzelleistungen zu einem künstlerischen Ganzen zusammengefasst. Jetzt geht es nicht mehr nur um Tanz oder um Rap, es folgt ein Musiktheaterstück namens „Incognito“, von Bühne über die Performance bis zur Musik von den Beteiligten selbst entwickelt. Entstanden ist die rund einstündige Produktion unter der Regie von Kadir „Amigo“ Memis und der Choreografie von Nadja Häusler und Ben Wichert während der Corona-Pandemie.

Es geht um Vereinzelung, Isolation und um die dabei entstehenden Aggressionen. Das berührt, es ist aber auch geprägt von gehörigem Pathos. „Am Ende zählt nur, wen und was man bewegt hat“, singt und rappt Malik Samateh, „es gibt kein Später, ich muss was hinterlassen haben, bevor ich gehen kann.“ Andererseits – wer soll denn pathetisch sein dürfen, wenn nicht ein junger Mensch? Das hat auch etwas mit HipHop zu tun: Pathos zuzulassen.

Düster geht „Incognito“ zu Ende. Aber wenn man den Beteiligten beim Schlussapplaus in die glücksstrahlenden Augen schaut, dann merkt man, dass die Umstände zwar hart sein mögen, HipHop aber auch gehörig Spaß machen kann. Und wenn das Ensemble als Zugabe zum cool improvisierten Freestyle ansetzt, dann wird endgültig klar: Die können was. Die können ziemlich viel.

Gala der HipHop Academy 2022 Nochmal am 26. November, 19 Uhr, 27. November, 14 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20, Tickets unter 27094949, 20, www.kampnagel.de bzw. www.hiphopacademy-hamburg.de