Hamburg. Das Hamburger Axensprung Theater macht mit dem neuen Stück „Freiheit 1848“ im Museum für Hamburgische Geschichte Demokratie greifbar.

Seit Jahren bringt das Axensprung Theater zeitgeschichtliche Stoffe anschaulich und musikalisch unter ein theater- und historisch interessiertes Volk. So weit zurück in die Vergangenheit wie in ihrem neuen Stück hat sich die freie Hamburger Gruppe nach zuletzt zwei Werken über die Weimarer Republik („Vulkan“, „Gier“) noch nie begeben. Doch „Freiheit 1848 – Ein europäischer Traum“ ist quasi ein Vorläufer für Weimar – das Jahr 1848 markiert hierzulande die Anfänge der Demokratie. Als Deutschland als Nation so noch gar nicht existierte, stattdessen in 39 Einzelstaaten zersplittert war.

In der von den Gruppen-Mitgliedern Oliver Hermann und Markus Voigt geschriebenen Textfassung, eine Co-Produktion mit dem Bundesarchiv in Koblenz, zeigen die fünf Schauspielerinnen und Schauspieler in wechselnden Rollen und stilechten Kostümen (von Frauke Volkmann) im Foyer des Museums für Hamburgische Geschichte, dass die erste deutsche, Revolution vor fast 175 Jahren mehr mit der bundesrepublikanischen Gegenwart zu tun hat, als viele glauben.

„Freiheit 1848": Autoren verweben geschickt drei Handlungsstränge miteinander

Für seine kompakte, 100-minütige Fassung hat das Autorenduo drei Handlungsstränge geschickt miteinander verwoben: Außer historischen Figuren hat es mit dem Polizisten Adam Rühl (Voigt) und der Berliner Dirne Caroline Steigleder (spiel- und gesangsstark: Angelina Kamp) zwei neue Charaktere ersonnnen, die sich nach den Barrikadenkämpfen in Preußens Metropole den Revolutionären in Süddeutschland anschließen.

Den Bürgern Gustav Struve, genannt der „Möhrchenmönch“ (weil Vegetarier), und seiner Gattin Amalie geben Hermann und Axensprung-Neuzugang Jantje Billker Gesicht und Stimme; Regisseur Erik Schäffler schwingt als Bürger Robert Blum im Vorparlament und in der Nationalversammlung der Frankfurter Paulskirche gekonnt große Reden und gibt beim von Voigt komponierten kabarettistischen Lied „Die Heilige Allianz“ auch den russischen Herrscher.

Beängstigend stark spielt Voigt den Preußen-König Friedrich Wilhelm IV (Motto: „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten“), dessen Truppen die Revolution schließlich brutal beenden. Das Badische Wiegenlied klingt da berührend und bitter nach.

„Freiheit 1848 – Ein europäischer Traum“ bis So 20.11. und 22.–27.11. (außer Mo u. Do.), jew. 19.30, Museum für Hamburgische Geschichte/Foyer, Holstenwall 24, Karten zu 30,-/erm. 20,-/15,- unter: shmh.de/de/axensprung-theater