Hamburg. Bei dem ausverkauften Konzert in der Sporthalle Hamburg hatte die Band einiges mitzuteilen. Von den Fans wurde sie dafür gefeiert.

Langsam zieht sich der weiße Vorhang nach oben, Strobolicht setzt ein. Die Fans? Sofort am Springen, als Karl Schumann und Felix Kummer den ersten Song „In meinem Kopf“ anstimmen. Die Arme wippen, die Menschen grölen die deutschen Texte von Kraftklub laut mit. Klar, unter den Fans der Chemnitzer Band sind viele „Ultras“, die sich an diesem Abend richtig gehen lassen.

Die Musiker wissen, dass ihnen auf dieser Tour viele Menschen zuhören – und nutzen es: Kraftklub zeigt am Montagabend, dass politische Statements für sie eindeutig auf die Bühne gehören. Sie schwenken antifaschistische Flaggen, solidarisieren sich mit den Protesten im Iran und Klimademonstranten. Zwei Stunden lang performt die Punkrock-Band in der ausverkauften Sporthalle Hamburg. Und begeistert mit den Songs des neuen Albums „Kargo“ die vielen Tausend Fans.

Kraftklub bringt die Fans beim Konzert in der Sporthalle zum Ausrasten

Dass sich gute Stimmung erst mit dem Auftritt der Hauptband einstellt, hat die Band übrigens selbst zu verantworten. Die Vorgruppe Power Plush, die zuvor eine halbe Stunde lang eher ruhigen, englischsprachigen Indie-Pop spielte, hat zwar Potenzial, passte jedoch offensichtlich so gar nicht zum Geschmack vieler Fans. Verhaltenes Wippen und mild lächelnde Gesichter im Publikum leiteten also den Abend ein.

Sobald Sänger Felix Kummer und seine Band dann aber auf der Bühne ausrasten, ist das vergessen. Bei fast jedem Song eröffnet die Menge Moshpits, Hunderte Hände tragen mehrere Fans beim Crowdsurfing über die vielen Köpfe. Auch Kraftklub zeigt an diesem Abend keinerlei Berührungsängste, Sänger „Kummer“ klatscht Hände ab, nimmt Handys entgegen, mit denen er Selfies schießt.

Kraftklub ist derzeit mit seinem neuen Album „Kargo“ auf Tour.
Kraftklub ist derzeit mit seinem neuen Album „Kargo“ auf Tour. © Universal Music/Philipp Gladsome

Kraftklub in Hamburg: Ein Fan darf auf die Bühne gekommen

Ein Fan wird sogar auf die Bühne geholt, um an einem „Glücksrad“ mit vier Songnamen zu drehen. „Wir haben nur begrenzt Zeit und konnten uns nicht entscheiden, welchen Song wir noch spielen sollen“, sagt Felix Kummer. Bei „Irgendeine Nummer“ aus dem Jahr 2014 bleibt der Zeiger hängen. Jubelschreie aus dem Publikum, auch wenn dieser ältere Song eindeutig nicht allen vertraut ist.

Als Gegenstück zu den vielen aufgeregten Songs steigt Kraftklub schließlich von der Bühne und bahnt sich einen Weg durchs Publikum. „Setzt euch mal alle hin, damit jeder etwas sehen kann“, fordert „Kummer“ die Fans auf.

Sängerin mit iranischen Wurzeln singt auf der Bühne

Mitten zwischen den Stehplätzen singen die fünf Musiker nicht nur den ruhigeren Song „Kein Liebeslied“ sondern auch „Bei dir“ – eigentlich ein Solo-Song von Felix Kummer. Dazu schwenken alle die Taschenlampen, sitzen auf dem Boden. Die Atmosphäre ist ganz persönlich bei diesen emotionalen Songs.

Ebenso als Kraftklub die Sängerin Maryam.fyi auf die Bühne holt, deren Vater aus dem Iran stammt. Sie singt den Song „Baraye“, der als "Hymne des Protests" gilt. Alle zeigen das Peacezeichen, als sie ihr Lied anstimmt. „Wir sind dazu verpflichtet, die Menschen im Iran, die für ihre Grundrechte kämpfen, zu unterstützen“, sagt sie. Es ist ein klares Statement von Kraftklub, ihr für einige Minuten die gesamte Bühne zu geben.

Kraftclub-Sänger Felix Kummer scheute auch vor politischen Botschaften nicht zurück.
Kraftclub-Sänger Felix Kummer scheute auch vor politischen Botschaften nicht zurück. © Imago/Lobeca

Kraftklub-Konzert in Hamburg: Kummer zeigt sich solidarisch mit der „Letzten Generation“

Und auch für die Klimaaktivistinnen und -aktivisten der „Letzten Generation“ zeigt Felix Kummer Verständnis. „Ich finde die Menschen, die da protestieren, haben allen Grund, wütend zu sein.“ Passend dazu folgt der Sprechgesang zu dem Song „Randale“, Regenbogenflaggen werden geschwenkt. Kraftklub zeigt auf diesem Konzert: Sie stehen mit anderen jungen Menschen auf – gegen Faschismus, Sexismus und für eine radikalere Klimapolitik.