Hamburg. Gleich dreimal ist das Spitzenensemble Tonhalle-Orchester Zürich unter Paavo Järvi in der Elbphilharmonie zu Gast – so war der Auftakt.

Drei Konzerte an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit einem Spitzenensemble wie dem Tonhalle-Orchester Zürich unter Leitung seines Music Directors Paavo Järvi in der Elbphilharmonie sind schon etwas Besonderes. Die beiden ersten Events mit jeweils einer Bruckner-Sinfonie im Programm hatte die Elbphilharmonie-Betriebsgesellschaft HamburgMusik gGmbH selbst organisiert, beim dritten Konzert am Sonnabend mit dem türkischen Pianisten Fazil Say als Solisten von Mozarts Klavierkonzert KV 488 und Bruckners Dritter zum Abschluss kooperiert sie mit ProArte.

Elbphilharmonie: Tonhalle-Orchester Zürich unter Paavo Järvi zu Gast

Paavo Järvis Bruckner-Dirigate haben einen ganz eigenen Charakter. Nichts entgleitet dem Maestro in die Breite, die langen Steigerungen werden konsequent und stringent vorbereitet und Järvi vermeidet jede allzu starke Übertreibung in Dynamik und Klangbalance. Es herrscht ein organischer Fluss im Aufbau der Sätze vor, eine subtile Abstufung der Klangschichten und ein sicheres Gefühl für diesen einzigartigen Zauber, den nun einmal nur Bruckner in seinen Partituren zu erzeugen imstande ist.

Für jedes Orchester, mit dem Järvi die Bruckner-Sinfonien spielt, ist es ein Genuss, wie er die Klanggruppen und Soli immer wieder anders hervortreten lässt und in die wechselnden Umfelder einpasst. Man atmet beim Zuhören mit den Musikerinnen und Musikern und dem Dirigenten mit, der gar nicht so viel Gestik und Bewegung aufzuwenden braucht, um die Effekte zu erzeugen.

Gleich für das erste Konzert am Donnerstag hatte er für den ersten Teil ein Frühwerk, das Orchesterwerk „L’ascension / Quatre méditations symphoniques“ von Olivier Messiaen ausgewählt, das klanglich und strukturell eine große Nähe zu Anton Bruckners Sinfonik hat. Die hymnischen, fast choralartigen Blechbläsersätze zu Beginn wogen auf und ab und die großen Pausen, die eine unglaubliche Ruhe ausstrahlten, verbreiteten eine andachtsvolle Stimmung.

Elbphilharmonie: Man atmet beim Zuhören mit den Musikern und dem Dirigenten mit

Mal führte die erste Trompete, schwieg dann aber sogleich wieder und übergab an die zweite und dritte Trompete, während die Holzbläser die melodischen Linien ganz schlicht untermalten. Im zweiten Satz dominierten die Holzbläser mit einer schreckhaft aufstrebenden Figur des Englischhorns und der Flöten und erst jetzt mischten sich die Streicher des fantastischen Tonhalle-Orchesters Zürich dazwischen.

Im aggressiveren und rhythmisch weit krauseren dritten Satz sorgte Järvi für große Klarheit, während die Pauken und das Schlagwerk mit kraftvollen Schlägen zum kantablen Streicher-Epilog überleiteten, bei dem Järvi die Vibrati mit einem Zittern des ganzen Körpers immer emphatischer herausforderte und hervortreten ließ und ohne Taktstab nur noch mit bloßen Händen dirigierte.

Elbphilharmonie: Ohren spitzen bei den leisen Stellen

In Bruckners Sechster kam der Kopfsatz ziemlich rasch in Fahrt und alles erschien viel kleinteiliger aufgebaut als gewohnt. Järvi und sein Tonhalle-Orchester Zürich gewannen den leisesten Stellen im Adagio und dem Mittelteil des Scherzos, bei dem man fast die Ohren spitzen musste, um sie überhaupt noch wahrzunehmen, etwas Geheimnisvolles ab.

Manches wirkte dabei so zerbrechlich und empfindlich, dass die angebliche Monumentalität der Brucknerschen Klangwelt in sich zu versinken drohte. Das Finale aber hatte wieder etwas Triumphales, ja Aufbegehrendes und der täuschende Abbruch kurz vor dem strahlenden Ende entfaltete eine ungeheure Wirkung.