Hamburg. Die französische Sängerin verzauberte die Hamburger mit ihrer prägnanten und rauchigen Stimme in der ausverkauften Laeiszhalle.

Drei Kronleuchter hängen von der Decke, das Licht wird erst dramatisch violett, dann rot. Nebel dräut. Die Musiker zücken ihre Instrumente und spielen die ersten Takte. Doch Zaz schreitet erst mal in einem schwarz glitzernden Hosenanzug die rückwärtigen Reihen der ausverkauften Laeiszhalle entlang, strahlt und begrüßt jeden freudig und hat da schon alle Anwesenden erobert.

Die französische Musikerin und Sängerin, die bürgerlich Isabelle Geffroy heißt, ist nach wie vor ein Phänomen. Von der ersten Sekunde an ist sie ständig in Bewegung, springt wie ein Ping-Pong-Ball auf und ab und singt gleichzeitig mit ihrer prägnanten, rauchigen Stimme. Mit „Les jours heureux“ fängt es an, mit den glücklichen Tagen. Später wird es dunkler werden.

Laeiszhalle: Zaz landete mit „Je veux“ einen Riesenhit

Der aktuelle Hit „Imagine“ kommt gleich hinterher. „Si jamais j’oublie“ singt sie bei Kerzenschein. Das fördere die Konzentration, redet Zaz munter auf Französisch drauflos. Sie teilt sich viel mit an diesem Abend und trifft dabei auf ein verständiges Publikum, das ihre Energie dankbar aufsaugt, bald von den Sitzen springt und in den Reihen tanzt.

Mit ihrer Hymne „Je veux“ hat Zaz 2010 auch in Deutschland einen Riesenhit gelandet. Die Qualität ihrer bislang fünf Erfolgs-Alben, hat das Niveau gehalten. Ihre Songs changieren gekonnt zwischen Jazz, Swing, Nouvelle Chanson und Rock. Zentral sind die durch ihr Leben beglaubigten Texte. So fröhlich Zaz auf der Bühne wirkt, sie kennt schwierige Zeiten, in denen sie nicht wusste, wie sie ihre Miete bezahlen sollte und als Straßenmusikerin umherzog. Auch mit Dämonen ihrer Kindheit setzt sie sich in ihren Liedern auseinander.

„Leben heißt, über glühende Kohlen gehen“

Schließlich musste sie die Wucht des plötzlichen Ruhms verarbeiten. Jahrelange Bühnenabstinenz, Yoga und Meditation haben ihr dabei geholfen. Nun beschwört sie die fünf Elemente, die sie auf der Bühne versammelt wissen will. Mit dabei hat sie auf jeden Fall fünf famose Musiker. Am Schlagzeug sorgt Jon Grandcamp für Tempo. Am Kontrabass und an der Bassgitarre begeistert Swaéli Mbappé auch in intimen Duetten.

Zaz überzeugt mit dem ironischen „Et le reste“, in der sie über Liebe, Zärtlichkeit und den Rest singt. Vor allem geht es darin um die Unfähigkeit, die Erde als einen besseren Ort für die Nachwelt zu hinterlassen. „Leben heißt, über glühende Kohlen gehen“, singt sie da. Sicherheit sei das eine, Leben das andere, erzählt sie. Und es besteht kein Zweifel daran, dass sie letzteres schon immer stärker interessiert hat.

Laeiszhalle: Zaz kann auch Rock

Sie kann auch Rock, wenn sie in dem kraftvollen „On s’en remet jamais“ die Erinnerung an Blessuren hervorruft, die man trotz aller Bearbeitung nie ganz verliert. Mindestens genauso überzeugt sie mit sensiblen Balladen, wenn sie etwa in „Si je perds“, begleitet von Swaéli Mbappé, über den Nebel des Vergessens singt, der sie vielleicht eines Tages einhüllen wird.

Immer wieder kehrt sie nach diesen dunkleren Momenten zum fröhlich-leichten Swing zurück. Aber auch das ein oder andere Cover erlaubt sie sich. „Paris sera toujours Paris“ von Maurice Chevalier klingt wie eine Rückversicherung der mit so vielen Klischees beladene Stadt des Lichts. Und am Ende darf auch „La vie en rose“ von der großen Edith Piaf nicht fehlen, mit der Zaz häufig verglichen wird.