Kindliches Trio stößt auf tumbe Verbrecherbande: “Der junge Häuptling Winnetou“ ist spannendes Kino für Kinder.
Es ist ja schon recht mutig, sich mit einem gänzlich neuen Film auf Winnetous ausgetretene Pfade zu begeben. Scheint doch Karl Mays berühmtester Indianer sowohl durch die legendären Filme aus den 60ern mit Pierre Brice als auch durch deren Verballhornung in Bully Herbigs „Schuh des Manitu“ kinotechnisch abgearbeitet zu sein.
Vielleicht ist es da ja nicht so schlecht, einfach ohne jeden Ballast von vorn anzufangen und die Geschichte des jungen Winnetou zu erzählen, um so jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer an das Idol ihrer Eltern heranzuführen. Und so zeigt „Der junge Häuptling Winnetou“ kindgerecht, wie sich der tapfere Winnetou (Mika Ullritz), seine Schwester Nscho-Tschi (Lola Linnéa Padotzke) und Tagedieb Tom Silver (Milo Haaf) auf die Suche nach den Büffeln machen, deren Verschwinden dafür sorgen könnte, dass die Apachen unter Häuptling Intschu-Tschuna (Mehmet Kurtulus) ihre Jagdgründe bald verlassen müssen.
Kindliches Trio stößt auf eine ziemlich tumbe Verbrecherbande
Dabei stößt das kindliche Trio auf eine ziemlich tumbe Verbrecherbande um Anführer Todd Crow (Anatole Taubman), der sich als schwarz gekleideter Sonderling mit Sprachfehler durch eine gleißende Wüste somnambult, als gelte es, die Auftritte von Johnny Depp als Jack Sparrow zu übertrumpfen.
Man kann sich ja generell fragen, warum in Kinderfilmen unsympathische Erwachsene immer als Parodien daherkommen: Auch hier sind Sheriffs wie Verbrecher durchgehend als (versteckte) Witzfiguren angelegt, während die erwachsenen Indianer vor Weisheit und Gutmütigkeit nur so triefen. Dabei ist die Geschichte sympathisch, mit einem weißen Waisenjungen, der eine richtige Entwicklung durchmacht, mit Verfolgungsjagden, Spannung und Tempo, das junge Zuschauer von den Sitzen reißen dürfte.
Erwachsene Begleiter werden sich über ein Wiedersehen mit dem jungen Sam Hawkens freuen, dem ja Ralf Wolter einst ein Denkmal setzte, sowie über das Ritual einer Blutsbrüderschaft. So funktioniert „Der junge Häuptling Winnetou“ vielleicht als Prequel zu den Pierre-Brice-Filmen, auf jeden Fall aber als Abenteuerfilm für Kinder, doch wegen der vielen überzeichneten Figuren nicht als Komödie.
„Der junge Häuptling Winnetou“ 103 Minuten, o. A., läuft im Abaton, Blankeneser, Cinemaxx-Kinos, Hansa, Koralle, UCI-Kinos, Zeise