Hamburg. Das „Guglhupfgeschwader“ im Kino: skurrile Typen und bodenständiger Humor nach einem Kriminalroman von Bestsellerautorin Rita Falk.
Vielleicht ist es ja doch so, dass wir in Deutschland noch nicht ganz so zivilisiert sind, wie wir glauben. Dass uns Hunger, Neid, Spiel- oder Geldsucht zu ungeahnten (Un-)Taten antreiben.
Oder wie ist es sonst zu erklären, dass im Tabakladen vom Lotto-Otto (Johannes Berzl) im niederbayerischen Niederkaltenkirchen plötzlich ein Molotowcocktail einschlägt? Dass dem Mann plötzlich ein Stück eines Finger fehlt und er sich mir nichts, dir nichts auf den Weg ins nahe Tschechien macht, das schnelle Glück in schummrigen Casinos zu suchen? Herrgottsakra!
Dorfpolizist kann einen mafiösen Anschlag nicht gebrauchen
Das passt dem Dorfpolizisten Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) natürlich so gar nicht in den Kram, steht er doch vor seinem groß zu feiernden Dienstjubiläum. Da kann er einen mafiösen Anschlag nicht gebrauchen. Und gar noch mit einer Toten: Nicole, die fettleibige Mama vom Lotto-Otto, hat es dabei leider erwischt, oder wie man in Niederkaltenkirchen sagt: „Die adipöse Mutter ist verschmort“, mit der Eberhofer ja mal was hatte, weswegen der etwas debile Lotto-Otto ja sein Sohn ...
Aber lassen wir das. Zu Hause warten mit der energischen Gattin Susi (Lisa Maria Potthoff), dem grantelnden Bruder Leopold (Gerhard Wittmann) und der resoluten Oma (Enzi Fuchs) stets genug Probleme. Die sich noch vergrößern, als am Ende drei Fremde auf dem Eberhofer-Hof mit Maschinengewehren ein wahres Feuerwerk an Patronen abschießen, als gelte es, „Bonnie und Clyde“ abzuknallen. Dabei erwischt es bloß Omas Guglhupfe, die filmreif explodieren. Und die verschreckten Eberhofers zur Erkenntnis kommen lassen: „Ja, so eine Nahtoderfahrung schweißt einen ’zamm.“
Große Verbrechen im kleinen Niederbayern
Mit dieser Lakonie, mit der große Verbrechen und weite Weltläufe, gigantische Katastrophen wie unerwartete Glücksmomente im kleinen Niederbayern kommentiert werden, haben die Eberhofer-Krimis von Rita Falk schon ein Millionenpublikum begeistert.
Und das Schöne am „Guglhupfgeschwader“, der mittlerweile achten, wieder von Ed Herzog in Szene gesetzten Verfilmung dieser bayerischen Provinzpossen, ist, dass einem alles vertraut ist: die Eheprobleme vom Eberhofer, den seine Susi diesmal zu einer Paartherapie zwingt; sein unberechenbarer Nun-Ex-Partner Rudi Birkenberger (Simon Schwarz), der sich hier eine sehr anstrengende Geliebte angelacht hat. Und wie immer köstlich ist die verkappte Elvis-Parodie Ignatz Flötzlinger (Daniel Christensen). Der örtliche Spezialist für Sanitäranlagen wähnt sich diesmal nach einem vermeintlichen Lottogewinn im Millionärshimmel, weshalb wir ihn mit Lamborghini durch den schon legendären Kreisverkehr von Niederkaltenkirchen fahren, mit diversen Miezen rappen und in einer Badewanne voll Geld schwimmen sehen, als gelte es, alle gängigen Gangsta-Rap-Videos in den Schatten zu stellen.
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Das alles ist weniger spannend als Krimi denn deftig unterhaltend als Volkskomödie voller liebevoller Typen, die bis zu Eberhofers dreibeinigem Hund gehen, der mehr zu fressen kriegt als die Menschen. Man kann sich nicht sattsehen an vielen liebevollen Details, an archaischen Menschen mit bodenständigen Schwächen, die sich mit Schnauze und Spaten, Mut und Maßlosigkeit ihrer Umwelt erwehren. Sie teilweise scheitern zu sehen ist köstlich.
„Guglhupfgeschwader“ 97 Minuten, ab 12 Jahren, läuft im Abaton, UCI Mundsburg, Zeise